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Die EM 2008 hat in den Patentämtern schon begonnen. | Findige Bürger versuchen den Namen zu sichern. | Nyon/Wien. Die FußballEuropameisterschaft, wie sie 2008 in Österreich und der Schweiz stattfinden wird, hat nicht nur unter den Sportbegeisterten ihre Fans - sie gilt als mediales und wirtschaftliches Großereignis. Produkte, die sich während der EM mit dieser schmücken können, finden reißenden Absatz. Das darf aber nicht jeder: Den Namen "Euro 2008" trägt nur, wer von der Uefa (Union of European Football Association) in den Kreis der gut zahlenden Sponsoren aufgenommen worden ist.
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Für 2008 hat der europäische Fußballverband den Kreis eng geschnürt: Waren es im Jahr 2000 noch 22 Sponsoren, sind es jetzt nur handverlesene 14. "Die Reduzierung erlaubt es, den verbleibenden Firmen mehr Präsentationsmöglichkeiten zu bieten, dadurch erhöht sich der Marktwert", erklärt Philippe Margraff, Geschäftsführer bei der Uefa-Marketing-Division. Die Strategie geht auf: Die Sponsoreinnahmen sind zuletzt um gut 60 Prozent gestiegen. Carlsberg wird die EM auf das Bier kleben, Coca-Cola auf die Softdrinks. Kia und Hyundai sind für den Transport zuständig und McDonalds ist auch dabei - genauso wie der Sportausstatter Adidas und die amerikanische Film- und Fernsehgesellschaft Warner Bros. Neben den transnationalen Sponsor-Partnern gibt es die rein nationalen - diese dürfen nur bei Spielen werben, die im jeweiligen Land stattfinden werden. Für Österreich gilt das für die Telekom Austria und die Post - zwei weitere heimische Sponsoren werden noch bekannt gegeben.
Es zahlt sich aus: Auf den Werbebanden bei der EM 2004 in Portugal lasen neun Milliarden Fernsehzuschauer die Marken bewusst oder unbewusst mit.
Die Sponsoren und Lizenzprodukte trugen mit 178,6 Millionen Euro gut ein Fünftel zum damaligen Gesamtumsatz von 839,7 Millionen Euro bei. Für 2008 wird sich der Umsatz sicherlich erhöhen: Die Uefa hat beschlossen, dass die Euro-Sponsoren diesmal auch schon in der Qualifikationsphase der EM aktiv werden können, die im August begonnen hat. So kann der zeitliche Rahmen für Werbeaktivitäten von vier Wochen auf zwei Jahre ausgedehnt werden.
Käuflicher Markenschutz
"Damit ist ein Markenschutz erforderlich", erklärt man bei der Uefa - die Sponsoren wollen ja etwas für ihr Geld haben: Und zwar den mehr oder weniger exklusiven Gebrauch der Wortmarken Euro 2008, EM 2008, Austria-Switzerland 2008 und so weiter. Zehn Marken, inklusive dem Logo, wurden laut Uefa bereits geschützt.
Doch in das Markenregister kann sich eintragen lasen wer will. Die Julius Erdmann Beteiligungsgmbh aus Köln hat etwa drei Tage nach dem letzten EM-Finale die Marke "Euro 2008" beim europäischen Markenamt eintragen lassen und diesen Sommer die Löschung der gleich lautenden Marke der Uefa eingebracht. Erdmann hat die Marke auch beim österreichischen Patentamt schützen lassen. Er hat aber "mit der Uefa nichts zu tun", erklärte er gegenüber der "Wiener Zeitung". Wozu er "Euro 2008" verwende, wollte er nicht sagen.
Erdmanns Gesellschaft scheint sich auf Marken spezialisiert zu haben, hat er doch beim europäischen Amt auch die Marken "www.keno.de", einer Webseite der deutschen Lotterieunternehmen, und "tiguan", der Name eines neuen VW-Modells, schützen lassen. Beim österreichischen Patentamt heißt es dazu: "Es gibt immer wieder Außenstehende, die sich Marken sichern, um sie dann den jeweiligen Organisationen zu verkaufen."