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Fox zieht in Präsidentenpalast ein

Von John Rice

Politik

Mexiko - Der neue mexikanische Präsident Vicente Fox will eine Million Arbeitsplätze im Jahr schaffen, die Armut um 30 Prozent verringern und die Wirtschaft mit Privatinvestitionen ankurbeln. Wenn der erste Staatschef der Nationalen Aktionspartei (PAN) nur die Hälfte seiner Ziele erreichen würde, stünde dies in großem Gegensatz zu den letzten vier Regierungswechseln in Mexiko: Dem Amtsantritt eines neuen Präsidenten folgten bisher mit unschöner Regelmäßigkeit Inflation und steigende Arbeitslosigkeit.


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Fox, der am Freitag in den Präsidentenpalast am Zocalo von Mexiko-Stadt einzieht, will den Schwung seines Wahlsiegs mit in den Regierungsalltag nehmen. "Der 2. Juli war nicht nur ein politischer Wechsel", sagte Fox vor Funktionären seiner Partei. "Der 2. Juli war etwas viel Tieferes, das aus dem Herzen der Mexikaner kommt". So will denn Fox auch seinen Amtsantritt drei Tage lang feiern - zuerst in Mexiko-Stadt und dann mit großen öffentlichen Festen im übrigen Land.

Als der 57-Jährige schon drei Jahre vor dem Wahltag seine Kandidatur für das höchste Staatsamt anmeldete, wurde er überall ausgelacht. Noch nie hatte sich ein Kandidat so früh festgelegt. Und bisher war auch noch nie ein Seiteneinsteiger im verkrusteten politischen System Mexikos erfolgreich. So wurde Fox wegen seiner Herkunft von den einen als daher gelaufener Cowboy, von den anderen als Gringo-Manager verspottet.

Aufgewachsen auf einem Bauernhof im kleinen Teilstaat Guanajuato, studierte Fox in der Hauptstadt und arbeitete sich danach bei Coca-Cola die Karriereleiter hoch - bis zum Verantwortlichen für das gesamte Mittelamerika-Geschäft des US-Konzerns. Die Politik entdeckte Fox erst 1987. Schon im Jahr darauf wurde er für die PAN in den Kongress gewählt. 1991 verlor er die Gouverneurswahl in Guanajuato - die Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) sicherte sich damals die Macht noch mit den üblichen Manipulationen.

Doch Fox blieb standhaft - und profitierte vom langsamen demokratischen Reformprozess der PRI: 1995 wurde er doch noch Gouverneur von Guanajuato und ging nun daran, auch im ganzen Land für einen Wechsel zu werben. Dass er eine Regierung leiten kann, hat Fox, der sich als erfolgreicher Manager und Bekämpfer der Korrupion präsentiert, dort bereits gezeigt.

Und die Aufpeppelung der brach liegenden Wirtschaft ist auch nun sein Ziel. In sein Kabinett berief er vorwiegend Manager und Wirtschaftswissenschaftler. Zwei für den Reformkurs entscheidende Schlüsselressorts besetzte er mit konservativen Wirtschaftswissenschaftlern, die in den USA studiert haben: Der bisherige Weltbank-Mitarbeiter Luiz Ernesto Derbez wurde Wirtschaftsminister, der ehemalige Telekom-Manager Francisco Gil Diaz Finanzminister. Mit der Berufung des Politikwissenschaftlers Jorge Castaneda zum Außenminister kam Fox jenen entgegen, die nach dem Regierungswechsel einen Ausverkauf mexikanischer Interessen an die USA befürchten - Castaneda gilt als entschiedener Kritiker der US-Politik.