)
Der Elektronik-Konzern Apple leidet unter schwindendem Coolness-Faktor - und an den Praktiken seines wichtigsten Zulieferers.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Gerüchte dienen oft nur einer Marketingstrategie. Der Computer- und Handyerzeuger Apple beispielsweise schürt mit dieser Methode die Erwartungen, die letztlich in langen Schlangen vor den Verkaufslokalen enden sollen, wenn das neue Produkt endlich auf den Markt kommt.
Zum Pech des Unternehmens aus dem kalifornischen Cupertino funktioniert das nicht immer so geradlinig. Als kürzlich verbreitet wurde, eine billigere Version des iPhone 5 sei in Planung, musste Marketing-Chef Phil Schiller rasch dementieren. Denn das Warten auf ein günstigeres Erzeugnis könnte dazu beigetragen haben, dass der Absatz des teuren Smartphones offenbar ins Stocken gerät.
Apples nachlassende Aktienkurse dürften allerdings auf mehr Gründe zurückzuführen sein. Umfragen sprechen von einem schwindenden Coolness-Faktor der Apple-Produkte, und die mangelnde Verfügbarkeit des iPhone 5 ausgerechnet in der Vorweihnachtszeit war wohl auch nicht verkaufsförderlich.
Die Probleme lagen im fernen China. Dort lässt das taiwanesische Unternehmen Foxconn, der weltweit größte Hersteller von Elektronik- und Computerteilen, unter anderem das iPhone fertigen. Im Herbst beklagte Konzernchef Terry Gou, dass man mit der Produktion nicht nachkomme, was unter anderem an den strengen Qualitätsauflagen von Auftraggeber Apple liege. Laut einem ungenannten Manager waren diese Vorgaben der Grund für Schlägereien zwischen Arbeitern und Kontrolloren in einem Foxconn-Werk in Nordchina, was sogar zu einem zeitweiligen Produktionsausfall führte. Auch von Streiks war - erst jüngst wieder - die Rede.
Es ist wohl kaum der Druck von Apple, der die Arbeiter so aufregt. Seit Jahren ist Foxconn wegen seiner schlechten Arbeitsbedingungen berüchtigt: Niedrige Löhne, enorme Überstundenbelastung auch an Feiertagen, Beschäftigung 14- bis 16-Jähriger und Selbstmorde wegen permanenter Überanstrengung haben die Hon Hai Precision Industry, so der eigentliche Name des Auftragsherstellers, gehörig in Verruf gebracht.
Der Gigant ist bei weitem nicht der einzige Sünder in Chinas Elektronik-Welt, aber immerhin größter Exporteur der Volksrepublik, beschäftigt dort mehr als eine Million Menschen und will weiter expandieren. Würde man sich nur auf Apple verlassen, ginge sich das schwer aus, auch wenn die US-Firma mindestens 40 Prozent zum Umsatz des taiwanesischen Riesen beiträgt.
Foxconn entkommt der Konsument nur schwer. Weitere Handy-Firmen wie Motorola und Nokia sind Kunden, und der Versandhändler Amazon, der bereits das Kindle-Tablet bei Foxconn produzieren lässt, plant angeblich eine Kooperation zur Herstellung eines eigenen Smartphones. Außerdem fertigt Foxconn 75 Prozent der Intel-Motherboards und die Nintendo-Spielkonsolen, hat Computer-Hersteller wie Hewlett Packard, Dell und Acer als Abnehmer. Schließlich werden auch Flachfernseher für Sony und Toshiba erzeugt - und demnächst vielleicht auch für Apple, das ein eigenes TV-Gerät projektiert. Zumindest, wenn man den Gerüchten glauben darf.