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FPÖ hat SPÖ als Arbeiterpartei abgelöst

Von Alexandra Grass

Politik

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Bei der Nationalratswahl "hat eine beispiellose spektakuläre Neuorientierung der Wähler stattgefunden", was zu einer wesentlichen "Änderung des österreichischen Parteiensystems" geführt

habe, resümierte der Polititologe Fritz Plasser nach dem Wahlsonntag anhand einer vom Fessel-GfK-Institut durchgeführten Befragung unter 2.000 Wählern nach ihrer Stimmabgabe.

"Die FPÖ ist die neue Arbeiterpartei" und habe in dieser Funktion "die SPÖ abgelöst", erklärte Plasser.

47 Prozent der Arbeiter wählten freiheitlich

Wählten im Jahr 1979 noch 63 Prozent der Arbeiter die SPÖ (1995: 41 Prozent), so waren es diesmal nur mehr 35 Prozent. Die FPÖ konnte in dieser Wählerschicht im selben Zeitraum ihren

Stimmenanteil mehr als verzehnfachen · somit wurde die FPÖ mit 47 Prozent unter den Arbeitern stärkste Partei (1979: 4, 1995: 34 Prozent).

Frauen SPÖ-nah

Ein sehr markanter Unterschied zeigt sich zwischen den Geschlechtern. Während die Männer die FPÖ zur stimmenstärksten Partei erkoren, sind es bei den Frauen nach wie vor die Sozialdemokraten, die

die Lorbeeren ernteten. Unter den männlichen Wählern stimmten 32 Prozent für die FPÖ, 31 für die SPÖ und 26 für die ÖVP. Bei den Frauen ist die SPÖ mit 35 Prozent auf Platz eins, die ÖVP mit 27

deutlich vor der FPÖ mit 21 Prozent.

Plasser machte auch auf deutliche generationsspezifische Unterschiede aufmerksam. Bei Wählern unter 30 hat die FPÖ mit 35 Prozent die meisten Stimmen. Die SPÖ kommt in dieser Gruppe auf 25,

die ÖVP auf 17 Prozent (Grüne: 13, LiF: 4). Bei den Pensionisten konnte die SPÖ ihren ersten Platz mit 43 Prozent verteidigen (ÖVP: 30, FPÖ: 24 Prozent).

"Der Wahlkampf 1999 war einer der dramatischsten Wahlkämpfe der Zweiten Republik", betonte Peter Ulram vom Fessel-Institut. Ein Fünftel der Wähler hatten sich erst zwei Wochen vor der Wahl für "ihre

Partei" entschieden.

Ausgewertet wurde auch die Frage der Wahlmotivation. Demnach wird die SPÖ vor allem als Sicherer der politischen und sozialen Stabilität (65 Prozent) geschätzt. Danach rangieren Tradition (62

Prozent) sowie Sicherung der Arbeitsplätze (55 Prozent).

Die ÖVP wurde von 69 Prozent ihrer Wähler aus Tradition sowie von 44 Prozent wegen ihrer Wirtschaftskompetenz gewählt. Die Wechselwähler, die die ÖVP unterstützten, wollten zu 59 Prozent verhindern,

dass die ÖVP auf Platz drei abstürzt.

65 Prozent der FPÖ-Wähler schätzen an ihrer Partei die Rolle als Aufdecker von Skandalen.

Bei den Grünen wirkte Spitzenkandidat Alexander Van der Bellen. Insgesamt steht der Umweltschutz für 68 Prozent im Vordergrund. Unter den LiF-Wählern dominierte das Argument, dass das LiF im

Parlament bleiben sollte.Õ