FP-Stiftungsrat will Verhandlungsposition bei Direktoren-Bestellung stärken. | Wien. "Dazu ist es noch viel zu früh": Peter Fichtenbauer, Wiener Rechtsanwalt und einziger FPÖ-Vertreter im ORF-Stiftungsrat, will sich gegenüber der "Wiener Zeitung" zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in seine Karten blicken lassen. Denn erst im August steht die Wahl des ORF-Generaldirektors an. Aussichtsreichste Kandidatin ist aus heutiger Sicht Amtsinhaberin Monika Lindner, hat sie doch die 15 Stimmen der Kanzler-Partei sicher auf ihrer Seite. Für eine Lindner-Mehrheit im 35-köpfigen Stiftungsrat fehlen damit noch drei Stimmen. Mit den fünf Stimmen des BZÖ wäre Lindners Vertragsverlängerung bereits gesichert.
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Fichtenbauer hofft nun, dass die orangen Stiftungsräte nicht ohne Gegenleistung dem Koalitionspartner unter die Arme greifen. Sein Ziel: Die Vorlage eines "akzeptablen Direktoren-Pakets" durch Linder. Der Vertraute von FP-Chef Heinz-Christian Strache rechnet jedenfalls fest mit "emanzipatorischen Tendenzen" beim BZÖ, würde dies doch die Verhandlungsposition des mittlerweile gespaltenen freiheitlichen Lagers bei der späteren Bestellung der ORF-Direktoren "erheblich stärken". "Tatsächlich würden "gewisse Vorgespräche" mit den BZÖ-Vertretern im Stiftungsrat Hoffnung auf ein gemeinsames freiheitliches Vorgehen wecken, ist Fichtenbauer überzeugt. Sein Argument: Er kenne die fünf BZÖ-Vertreter Klaus Pekarek, Walter Meischberger, Janet Kath, Huberta Gheneff-Fürst und Gerd Seeber und habe zu allen ein geordnetes persönliches Verhältnis.
Vor diesem Hintergrund kann man es durchaus als Zeichen des guten Willens interpretieren, dass der blaue Fichtenbauer den orangen Pekarek zum Vorsitzenden des Stiftungsrates mitwählte. Immerhin pflegen FPÖ und BZÖ einander in diesen Tagen nicht gerade mit Glacé-Handschuhen anzufassen.
Seinen Sitz im Stiftungsrat verdankt Fichtenbauer übrigens der Regelung, dass sechs Mitglieder auf Vorschlag der im Parlament vertretenen Parteien bestellt werden. Und Wahlpartei war bei den letzten Wahlen die FPÖ, weshalb laut Fichtenbauer auch das Kanzleramt keine Zweifel gehegt habe, dass das Nominierungsrecht bei der FPÖ und nicht beim orange dominierten freiheitlichen Klub liege.