)
Thilo Sarrazin in Graz beim Bauernbund.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Graz. Am Donnerstag war Thilo Sarrazin zu Gast in der Grazer Seifenfabrik. Der Autor von "Deutschland schafft sich ab" war vom Präsidenten des steirischen Bauernbunds, Fritz Grillitsch, als Gastredner eingeladen worden. Ein Besuch, der an der Einfahrt zum Veranstaltungsgelände etwa hundert Demonstranten versammelte. Mitglieder der Sozialistischen Linkspartei und der antifaschistischen Gruppe Mayday bildeten eine Barrikade an der Einfahrt, bis sie von starken Polizeieinheiten zurückgedrängt wurden.
Erstmals referierte der ehemalige Vorstand der Deutschen Bank in Österreich über sein umstrittenes Werk "Deutschland schafft sich ab" - und wiederholte dabei trocken seine bekannten Thesen.
"Mehr Kinder pro Frau"
Eine Statistik folgte der nächsten, von der Pisa-Studie bis hin zu den Fertilitätsraten in den europäischen Ländern. In einer qualitativen Zuwanderung und mehr Kindern pro Frau liegt für Sarrazin noch immer der Schlüssel zur Lösung des demographischen Problems in Deutschland und Österreich.
Unter den Zuhörern fanden sich einige ÖVP-Größen wie Alt-Vizekanzler Josef Riegler und der frühere Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, aber auch auffällig viele Freiheitliche aus Stadt, Land und Bund, allen voran Obmann Heinz-Christian Strache und Generalsekretär Herbert Kickl. Einlader Bauernbund-Präsident Fritz Grillitsch sah die Ausrichtung der Veranstaltung auch als "Beitrag, Mut in der Politik wieder salonfähig zu machen", um schließlich doch einzulenken: Österreich habe noch Chancen, mit einer funktionierenden Bildungs- und Integrationspolitik gegenzusteuern.
Am Grazer Hauptplatz fand zeitgleich das Interkulturelle Volxfest statt, eine von KPÖ, VSStÖ und Sozialistischer Linkspartei organisierte Gegenveranstaltung zu Sarrazins Besuch. Laut Polizei nahmen rund 200 Personen daran teil.