Zum Hauptinhalt springen

FPÖ rückt vorerst nicht von Pegida-Skandalredner ab

Von Alexander Dworzak

Politik

Dresdner Staatsanwalt ermittelt nach KZ-Sager von Akif Pirinçci wegen des Verdachts der Volksverhetzung - Verlag kündigt umstrittenen Autor.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Dresden/Wien. Seit Jahren ist Akif Pirinçci für seine brachiale Rhetorik bekannt. Das zeigt alleine ein Blick auf seine Werke: Diese tragen Titel wie "Deutschland von Sinnen. Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer". Nach seinen Ausfällen bei der Kundgebung der selbsternannten "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) Montagabend in Dresden ermittelt nun die dortige Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Volksverhetzung. Pirinçci schilderte in seiner Rede einen angeblichen Vorfall in Hessen, wo ein CDU-Politiker einem Kritiker einer Flüchtlingseinrichtung gesagt haben soll, er könne Deutschland jederzeit verlassen. Pirinçci meinte daraufhin, offenbar habe die Politik die Angst und den Respekt vor dem eigenen Volk so restlos abgelegt, dass ihm schulterzuckend die Ausreise empfohlen werden könne, wenn es nicht pariere. Und ließ darauf folgen: "Es gäbe natürlich andere Alternativen. Aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb."

Teile des Publikums applaudierten der Aussage. Pegida-Mastermind Lutz Bachmann ließ Pirinçci gewähren, auch als dieser sagte, heutige Politiker agierten "zunehmend als Gauleiter gegen das eigene Volk". Offiziell aus Zeitgründen drängte Bachmann seinen Redner aber nach 25 Minuten, die Bühne zu verlassen. Später entschuldigte er sich für den hetzerischen Auftritt. Auf Facebook schrieb er am Dienstag von einem "gravierenden Fehler".

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hatte am Montagabend auf seiner Facebook-Seite ein Foto der Demonstration am Dresdner Theaterplatz geteilt. Vor Ort sei Strache jedoch nicht gewesen, sagte FPÖ-Bundespressesprecher Karl-Heinz Grünsteidl gegenüber der "Wiener Zeitung". Ihm zufolge seien auch in Zukunft keine Auftritte Straches bei Pegida-Kundgebungen geplant, können jedoch nicht ausgeschlossen werden.

Pirinçci selbst ist bei der FPÖ kein Unbekannter. Im November 2014 trat er als Gast der Freiheitlichen in Wien bei der Podiumsdiskussion "DiebInnen und RäuberInnen. Wieviel [sic] Political Correctness ist noch zu ertragen?" auf. Dort sagte Pirinçci: "Gender-Mainstreaming ist ein von irren Lesben in die Welt gefurzter Schwachsinn." Die Textpassage sendete die FPÖ in ihrem Kanal auf der Videoplattform YouTube. Ob Pirinçci angesichts seiner Ausfälle in Dresden weiter als Gast der FPÖ infrage komme? "Das wird neu zu bewerten sein", so Grünsteidl. Der Bundessprecher der Freiheitlichen möchte sich weder auf ein Ja noch ein Nein festlegen.

Während die FPÖ noch laviert, kündigte die Verlagsgruppe Random House am Dienstag die Verträge mit Pirinçci: "Der Schutz von Demokratie und Menschenrechten ist für uns ein zentraler Bestandteil unseres verlegerischen Schaffens, ebenso wie der Respekt vor Traditionen und dem Wunsch nach kultureller Vielfalt. Die Aussagen von Akif Pirinçci stehen diesen Werten diametral entgegen."

Bei den Random-House-Verlagen erschien Pirinçcis Belletristik, darunter seine Katzenkrimis "Felidae" und "Francis", mit denen er in den 80er- und 90er-Jahren bekannt wurde. Wie die Verlagsgruppe mitteilt, werden diese "bereits vor Jahren veröffentlichten, ausschließlich belletristischen Bücher" nun "umgehend gesperrt und nicht mehr angeboten".