FPÖ-Obmann Jörg Haider trat Mittwoch Vormittag mit seinem neu gekürten Spitzenkandidaten Thomas Prinzhorn, dessen Nominierung Dienstag Abend in allen politischen Lagern für große Überraschung | sorgte, nochmals vor die Presse und propagierte die FPÖ als Partei der Verbesserung. "Die Firma Österreich braucht eine dringende Erneuerung", betonte Haider und sieht in Prinzhorn seinen Mann. Der | Streit um den Kanzler-Sessel scheint hingegen noch nicht beigelegt zu sein.
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Dienstag Abend hatten beide · Haider und Prinzhorn · den Wunsch, den Kanzler-Stuhl zu besetzen, geäußert. Der Parteichef ließ gestern keinen Zweifel daran, dass aus seiner Sicht
Veränderungen in Östereich nur möglich seien, wenn die FPÖ "führende Kraft" werde.
"Mit hoher Wahrscheinlichkeit" rechnet Haider wieder mit einer rot-schwarzen Koalition; "Wir wollen aber eine sehr starke Opposition sein". Zur Frage nach dem Kanzlerkandidaten meinte Haider dann
gestern: "Jetzt sind einmal Nationalratswahlen und nicht Kanzlerwahlen".
Prinzhorn: "Besser zwei Kandidaten als keinen". Wenn die Freiheitlichen am 3. Oktober auf Platz zwei kommen, dann seien alle Konstellationen möglich, prophezeit Haider. Prinzhorn fand wiederum
lobende Worte für die Sozialdemokraten: "Bei der SPÖ sehe ich oft mehr modernes Gedankengut als bei der ÖVP". "Arbeit schaffen durch Entrümpelung" lautet das Credo des
Spitzenkandidaten. Das "Förderunwesen" für die Großen müsse aufhören · die Reichen würden sich der Instrumente bedienen, die für den sozialen Ausgleich geschaffen wurden.
Außerdem behindere die Bürokratie teilweise Betriebsgründungen und Investitionen. Ein Impuls für die Wirtschaft sei nur durch Steuersenkungen möglich, propagierte Prinzhorn das FPÖ-Modell der Flat
Tax, denn: "In einem Land, wo die Reichen immer reicher und die Armen immer mehr werden, fühle ich mich nicht wohl".
Die Wahlkampf-Sprüche von SPÖ und ÖVP sieht der Papierindustrielle lediglich als "Beruhigung der Wähler". Hinterher würden die Plakate ohnehin nur "zum Prinzhorn zum Recycling" gebracht. "Dort, wo
Freiheitliche was zu sagen haben, verändern wir auch etwas", schloss Haider.
"Wiederbelebter mit
Ablaufdatum"
Rote und Liberale sehen die Nominierung Prinzhorns als Signal in Richtung Schwarz-Blau. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Rudas: "Prinzhorn ist ÖVP-kompatibel". Für Wissenschaftsminister Caspar Einem
könnte der Papierindustrielle zum "trojanischen Pferd für die Freiheitlichen werden".
Die Volkspartei sieht den Spitzenkandidaten als "Wiederbelebten mit Ablaufdatum" (stv. ÖVP-Chef Wilhelm Molterer) und neuen "Platzhalter für Haider" (Generalsekretärin Maria Kallat). Die Grünen
warfen der FPÖ vor, ein "durchsichtiges Doppelspiel" zu betreiben.