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Fragen glatt wie Ölspuren

Von Francesco Campagner

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Der Herr wirkt beim Interview sehr defensiv. Allerdings flammt in den Augen immer wieder etwas auf, das Fußballkenner gerne und häufig als gesicherte Offensive bezeichnen. Menschen, die mit dem runden Leder weniger beziehungsintensive Kontakte pflegen, würden eher die Bezeichnung "spitzbübisch" wählen. Doch wer sich vor Kamera und Mikrofon stellt, muss mit Fragen rechnen, die folgenschwer sein können: Speziell dann, wenn Elizabeth T. Spira oder Tanja Bauer das verständnisvolle Gegenüber darstellen.

"Sind Sie stur?" fragt Spira in "Liebesg'schichten & Heiratssachen" einen Künstler, der sogleich weiß, dass die Situation heikel wird und zu einem verbalen Überholmanöver ansetzt: "Nur wenn ich Recht habe." Den folgenden Crash kann der arme Mann nicht mehr verhindern, denn Spira hackt nach und stellt die konsequente Frage: "Haben sie oft Recht?" Aus, vorbei, so wie die Formel-1-WM. Dort gibt es ebenfalls eine Fragestellerin, die gefürchtet ist: Tanja Bauer schafft es für den Pay-TV-Sender Premiere, etliche Piloten nervös zu machen. Einer, der sich bei der Österreicherin sichtlich unwohl fühlt, ist der neue und alte Weltmeister. Wenn Bauer Fragen stellt, dann blitzt es regelrecht in Schumis Augen. Und wenn sie seine Leistung durch Nebenbemerkungen mindert, so wirkt er aggressiv wie sonst nur auf der Strecke gegen Montoya. Die plötzliche Schärfe im sonst distanziert-freundlichen Gespräch offenbart Schumachers Persönlichkeit deutlicher, als viele bemühte Analysen. So nett hat noch selten jemand Schumi auf eine Ölspur getrieben.