Es scheint, als hätte die Bayerische Landesbank ein ganz besonderes Talent, mit skandalträchtigen Geschäften regelmäßig auf sich aufmerksam zu machen. Die erst jetzt aufgetauchten Ungereimtheiten rund um den Kauf der Kärntner Bank Hypo Group Alpe Adria schlagen ein weiteres Kapitel in der nicht gerade glanzvollen Geschichte des Münchner Geldinstituts auf. | War der 2007 in auffälligem Eiltempo durchgezogene Hypo-Kauf damals von den Bayern noch groß gefeiert und bejubelt worden, bietet dieser Deal nun brisanten Stoff für einen Wirtschaftskrimi. Seit Tagen ist die Justiz damit beschäftigt, die Rolle des früheren BayernLB-Chefs Werner Schmidt zu durchleuchten. Der heute 66-Jährige wird verdächtigt, Vermögen der Landesbank veruntreut zu haben. Unter seiner Führung soll wissentlich ein überhöhter Kaufpreis für die Kärntner Hypo gezahlt worden sein.
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Schmidt, dem der Ruf des "Machers" in seiner Ära als BayernLB-Chef geradezu vorauseilte, weist die Vorwürfe zurück. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Doch gegen ihn dürfte sprechen, dass zuletzt gleich Heerscharen von Staatsanwälten mit flächendeckenden Razzien an Konzernstandorten in Deutschland, Österreich und Luxemburg für Schlagzeilen sorgten. Denn wäre es lediglich um einen überhöhten Kaufpreis gegangen (der für sich allein ja noch kein strafrechtliches Vergehen darstellt), wäre ein solches Großaufgebot der Justiz auch nicht gerechtfertigt gewesen.
Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge geht die Staatsanwaltschaft München davon aus, dass die BayernLB rund 400 Millionen Euro zu viel gezahlt hat. Zum Zeitpunkt des Erwerbs soll die Hypo einen Wert von rund 2,5 Milliarden Euro gehabt haben, die Hälfte der Anteile wäre also 1,25 Milliarden Euro wert gewesen. Tatsächlich hatten die Bayern vor zwei Jahren für 50 Prozent plus eine Aktie jedoch 1,625 Milliarden bezahlt.
Warum und weshalb die Landesbank für ihren Einstieg bei der Hypo freiwillig fast eine halbe Milliarde Euro mehr locker machte, ist denn auch umso rätselhafter. Der Verdacht, dass hier etwas nicht stimmen kann, drängt sich förmlich auf.
Im Übrigen hat die BayernLB mittlerweile weiteres Geld nach Kärnten überweisen müssen. Stolze 700 Millionen Euro waren es, mit denen die in Schieflage geratene Hypo Group gestützt werden musste. Der österreichische Staat beteiligte sich an der Rettungsaktion mit 900 Millionen Euro, er muss wegen des ramponierten Zustands der Bank wohl noch Jahre auf Zinszahlungen warten.
Dass die Bayern ihr größtes Sorgenkind lieber heute als morgen wieder loswerden wollen, zumal den Keller der Hypo jede Menge Leichen - sprich Altlasten - füllen, ist schon seit langem kein Geheimnis mehr. Interessenten sind freilich weit und breit nicht in Sicht. Ursprünglich war die Hypo für die Bayern der Ersatz für die Bawag. Zur Erinnerung: Beim Rittern um die Bawag, an der sie früher einmal beteiligt waren, hatten sie 2006 gegen den US-Fonds Cerberus den Kürzeren gezogen.
Die BayernLB arbeitet gerade daran, wieder Tritt zu fassen. Nach teuren Fehlspekulationen mit Kredit-Wertpapieren, die auf die Kappe Schmidts gehen und diesen im Vorjahr den Kopf kosteten, musste die Großbank von ihrem Eigentümer, dem Freistaat Bayern, mit zehn Milliarden vor der Pleite bewahrt werden.