Fußball-Vereine in der Krise. | Salomonische Lösungen. | Es ist wohl mehr als nur ein Sturm im Wasserglas: Da bemüht sich ein namhafter Fußball-Bundesligist aus Graz redlich darum, einen angeblichen Wettskandal - der nach derzeitigem Stand der Dinge zugegebenermaßen eher unwahrscheinlich scheint - unter den Teppich zu kehren, bekommt die Lizenz nur mit Müh und Not, und dann brauen sich schon die nächsten dunklen Wolken über ihm zusammen: Weil gegen Sturm Graz und dessen Präsidenten Hannes Kartnig wegen Steuerbetrugs ermittelt wird, ziert sich die steirische Landesregierung, die vor Kurzem in der Lizenzfrage mit einer Haftungszusage über 1,2 Millionen Euro den Retter in der Not mimen wollte, die betreffende Erklärung zu unterschreiben. Da das Protestkomitee der Bundesliga nur aufgrund dieser Zusage die Lizenz zum Kicken erteilt hat, gerät nun auch diese in Gefahr, fürchten Fans.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Sie können beruhigt sein: Noch wird es nicht so weit kommen. "Das Lizenzierungsverfahren ist abgeschlossen, das wird jetzt nicht mehr rückgängig gemacht", sagt Bundesliga-Pressesprecher Christian Kircher, der sich "nicht zu Spekulationen" äußern will. Denn noch gelte die Unschuldsvermutung. Sollte diese obsolet werden, hat die Bundesliga aber Mittel und Wege, einem Verein die Lizenz auch während der Saison abzuerkennen - dann nämlich, wenn die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs in Gefahr ist. Da bei Sturm aufgrund der Personalentscheidungen der letzten Tage ein Sparwille erkennbar ist, muss es selbst bei einer fehlenden Haftungserklärung nicht so weit kommen. Und es darf weiter gespielt werden.
Bei der Admira, dem zweiten aktuellen Sorgenkind des heimischen Fußballs, sieht die Sachlage anders aus: Auch wenn man sich offiziell nicht dazu äußern will, gilt es als offenes Geheimnis, dass die Südstädter in Sachen Gehaltszahlungen - vor allem an Trainer und Betreuer der Nachwuchsakademie - nicht unbedingt das beste Vorbild abgeben, dass einige Kicker ihre Verträge wegen Zahlungsrückständen auflösen konnten - und dass der Zugriff auf die Millionen von Gönner Majid Pishyar nur schwer bis gar nicht möglich ist.
Die Reaktion der Spielergewerkschaft auf die Lizenzerteilung durch das Ständige Neutrale Schiedsgericht ist daher nur verständlich: "Was passiert, wenn bei der Admira endgültig die Lichter ausgehen?", heißt es in einer Presseaussendung.
Es scheint eine typisch österreichische Lösung zu sein: Die Bundesliga rühmt sich ihres strengen Lizenzierungsverfahrens - wenn man aber einen Verein, der sich in der Vergangenheit vor allem um den Nachwuchs bemüht hat, nicht sterben lassen will, gibt es Mittel und Wege - durch das Neutrale Schiedsgericht - ihn weiter dahinvegetieren zu lassen. Doch wenn es hart auf hart kommt, ist es wohl der Nachwuchs, jetzt das Steckenpferd der Niederösterreicher, dem zu allererst die Gelder abgezogen werden.