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"Wiener Zeitung": Sie haben Parteigründer und Namensgeber Frank Stronach erst in dieser Woche kennengelernt. Haben Sie denn keine Bedenken gehabt, für jemanden zu kandidieren, den Sie persönlich gar nicht kennen?
Hans Mayr: Für mich war das eine Lebensentscheidung. Ich habe ein pragmatisiertes Angestelltenverhältnis verlassen und habe mich von den Werten des Team Stronach überzeugen lassen. Es hat intensive Gespräche gegeben. Natürlich waren wir beide von allem informiert. Frank Stronach über mich, und ich über die Werte und Ziele des Team Stronach.
Hatten Sie telefonischen Kontakt?
Nein, ich habe alles über Stefan Wehinger, seinen verlängerten Arm in Österreich, gemacht. Das war für mich so sehr in Ordnung, dass ich diese Lebensentscheidung getroffen habe. Es gibt da keine Unbekannte. Frank Stronach weiß alles über mich und ich weiß inzwischen sehr viel über Frank Stronach.
In Salzburg dominiert im Moment eigentlich nur ein Thema. Angesichts des Finanzskandals reicht es scheinbar, gegen die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP zu sein, um Wählerstimmen zu bekommen. Haben Sie mehr zu bieten?
Wir haben ein Garantieprogramm, das eine klare Antwort auf dieses Desaster gibt. Ein Thema ist die Bürgerbeteiligung. Wir werden im Büro des Team Stronach ein Forum einrichten, wo sich die Bürger mit ihren Wünschen und Vorschlägen melden können, um den Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich konstruktiv einzubringen. Wir haben den Bürgern zu dienen. Ein zweiter großer Schwerpunkt ist die Familie. Erstens die Kinderbetreuung. Da haben wir die klare Maßgabe, dass wir den Eltern nicht vorschreiben, wie sie ihre Familie zu führen haben. Dann steht die Jugend bei uns im Fokus. Wir müssen der Jugend die Chance geben, dass sie sich entwickeln kann. Dazu gehört auch, der Jugend zu sagen, was es heißt, Verantwortung zu tragen. Dann gibt es das Thema leistbares Wohnen. Das liegt in Salzburg wirklich im Argen. Wenn man sich die Grundstückspreise ansieht, wird es schwierig, dass sich junge Salzburger Eigentum schaffen oder eine Mietwohnung leisten können. Der letzte Punkt ist Altern in Würde. Vielleicht gibt es eine Renaissance, dass die Eltern von den Kindern im Alter betreut werden. Das kann mit Hilfe von außen gut funktionieren.
Das sind selbstverständlich wichtige Themen. Die gibt es aber in ganz Österreich...
In Salzburg sind sie besonders eklatant.
Dann frage ich Sie zu einem speziellen Salzburger Thema. Die Subventionen für die Salzburger Festspiele durch die öffentliche Hand sind manchen zu hoch, manchen zu niedrig. Was ist Ihre Meinung?
Neben einer Kultureinrichtung sind die Salzburger Festspiele auch eine unheimlich wichtige touristische Einrichtung. Da ist die Rechtfertigung zu suchen. Das Team Stronach steht dafür, die Region Salzburg mit Arbeitsplätzen zu stärken. Der Tourismus ist ein Motor dafür. Ein funktionierender Tourismus heißt auch eine gute Zukunft für das Land Salzburg. Da sind die Festspiele ein ganz wichtiger Faktor.
Wenn man den Umfragen glaubt, dürfte Ihr Einzug in den Landtag ziemlich wahrscheinlich sein. Was ist denn Ihr Ziel?
Unser Ziel ist der Einzug und die Erreichung des Klubstatus. Dafür braucht man etwa neun Prozent.
In weiterer Folge stellt sich natürlich die Frage nach einer möglichen Regierungsbeteiligung.
Wir treten in Salzburg an, um Verantwortung zu übernehmen. Hier gibt es anders als in anderen Bundesländern die freie Regierungsbildung. Es hängt davon ab, mit wem wir unsere Themen umsetzen können. Das ist Voraussetzung für eine Regierungsbeteiligung.
Sie kennen auch das Programm der anderen Parteien. Wie realistisch ist es, dass man eine Übereinkunft findet?
Ich kenne das Programm und wundere mich darüber. Burgstaller und Haslauer kommen nach acht Jahren drauf, dass eigentlich etwas zu tun wäre. Prinzipiell hoffe ich, dass diese beiden Parteien so stark abgestraft werden, dass so eine Konstellation gar nicht mehr möglich ist. Dann ist die Frage, welche handelnden Personen nach der Wahl aktiv sind.
Ist für Sie eine Koalition mit entweder Burgstaller oder Haslauer vorstellbar?
Wenn unsere Werte lebbar sind, natürlich.
Und eine Konstellation mit drei Regierungsparteien?
Natürlich. Das wird auch so werden. Es wird nach der Wahl nichts anderes möglich sein.
Die Vergabe von Ämtern in der Verwaltung ist durch den Finanzskandal hinterfragt worden. Wie würden Sie das machen?
Man muss die am besten Qualifizierten nehmen. Auch die Regierungsmitglieder müssen von dem Ressort, das sie besetzen, eine Grundinformation haben. Die Fehler, die David Brenner gemacht hat, hätte ich als Finanzlandesrat nie und nimmer gemacht. Auch bei den Beamten muss man die Besten nehmen, und die nur auf Zeit. Genauso, wie ein Spitzenunternehmen seine Leute aussucht.
Würden Sie die Postenvergabe also über externe Personalfirmen machen?
Bei den Spitzenpositionen, natürlich.
Kann man ein Land wie ein Unternehmen führen?
Nicht "kann". Man muss ein Land wie ein Unternehmen führen. Weil dann ist Professionalität drinnen. Was momentan geboten wird, ist ein politisches Rollenspiel aber keine professionelle Führung.
Ihren Zivilberuf haben Sie gekündigt. Haben Sie sich schon überlegt, was sie machen, falls der Einzug in den Landtag nicht gelingt?
Nein, diese Gedanken habe ich mir nicht gemacht. Ich habe abgewogen, wo die Risiken und wo mögliche Chancen liegen. Dieser Prozess hat ein eindeutiges Ergebnis gebracht. Ich gehe davon aus, dass wir in den Landtag einziehen.