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Franken-Kredit-Bomben platzen ab 2014/2015

Von Kid Möchel

Wirtschaft
Frankenkredite kommen Privaten teuer zu stehen.
© © Schlierner - Fotolia

Kursverhältnis bringt Häuselbauer in Bedrängnis - VKI ortet Beratungsfehler.


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Wien. Ihre Fremdwährungskredite schlagen Österreichs Häuselbauern und Wohnungskäufern mittlerweile auf den Magen. Laut Klaus Grubelnik von der Finanzmarktaufsicht (FMA) haften derzeit Fremdwährungskredite in Höhe von 36,7 Milliarden Euro aus, davon entfallen 34,46 Milliarden Euro auf Frankenkredite und der Rest auf Finanzierungen in der japanischen Währung Yen.

"Ein erster Rückzahlungsschub wird 2014 und 2015 kommen, da der Boom in den 1990er Jahren eingesetzt hat und die Laufzeit der Kredite in der Regel 25 Jahre beträgt", sagt Grubelnik. "Der Knackpunkt ist dann der Tilgungsträger." Denn die Frankenkredite sind großteils endfällig, und viele Tilgungsträger, wie fondsgebundene Lebensversicherungen, sind "unter Wasser"; das heißt: Die schlechte Performance bedingt durch die Wirtschaftskrise ergibt eine Deckungslücke.

"Dazu kommt, dass der Franken seit 2008 um fast 40 Prozent zum Euro aufgewertet hat", sagt Grubelnik. "Damit steigt die Schuld." Zwar hat die Schweizer Nationalbank im September 2011 eine Kurs-Untergrenze - ein Euro ist 1,2 Franken - eingeführt, aber Experten schließen nicht aus, dass diese Untergrenze, die mit Euro-Käufen verteidigt wird, auf Dauer nicht zu halten ist. Sie rechnen mit einem Absinken auf 1,15 Franken je Euro. Die Ursache: die weitere Schwächung der Eurozone. Dieses Kursverhältnis würde das frankenfinanzierte Immobilien-Eigentum in Österreich deutlich verteuern, die Schulden der Häuselbauer würden steigen.

Am Donnerstag wird die Schweizer Nationalbank die aktuelle "geldpolitische Lage" und ihren "finanzpolitischen Bericht" offenlegen.

Indes ist der Franken laut Zürcher Kantonalbank (ZBK) gegenüber dem Euro um fünf Prozent überbewertet - berechnet nach dem Verhältnis der Konsumentenpreisen zu den Produzentenpreisen. Eine Abkehr vom Mindestkurs, wie sie der Internationale Währungsfonds fordert, würde Deflationsgefahren und Wachstumsrisiken bergen.

"Der Mindestkurs ist nur eine Extremmaßnahme, die nur vorübergehend Gültigkeit hat", meint ZBK-Ökonom David Marmet. "Je nach der wirtschaftspolitischen Entwicklung in der Eurozone wird diese Phase länger oder kürzer sein." Marmet rechnet aber damit, dass der Euro/Franken-Kurs in den nächsten Monaten über 1,20 Franken je Euro liegen werde, aber per Ende 2015 bei 1,15.

Musterprozesse gegen Banken

Doch die Franken-Euro-Misere hat ersten Häuselbauer schon erwischt.

"Wir haben zunehmend Fälle, in denen die Kredite endfällig sind und die Leute sehr unsanft auf die Deckungslücke draufkommen", sagt Peter Kolba vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). "In vielen Fällen war die Beratungsleistung der Anlageberater und Banken sehr fragwürdig, und es stellt sich die Frage, ob sie nicht gegen ihre Bank Schadenersatzansprüche geltend machen sollten." Nachsatz: "Oft war die Beratung lächerlich oder hat gar nicht stattgefunden." Der Anlageberater habe die Kunden in die Bank zu seinem Kumpel geführt, und die Kunden hätten vor Ort die vorbereiteten Kreditverträge unterschrieben. Seit der Finanzmarktkrise haben die Banken ihre Franken-Kunden in mehreren Wellen angeschrieben und auf die Unterdeckung hingewiesen. "Sie haben Sicherheiten nachgefordert und mit der Konvertierung in Euro und der Fälligstellung der Kredite gedroht", behauptet Kolba. Da sich diese ersten Wellen bereits 2008 und 2009 abgespielt haben, sei in vielen Fällen die dreijährige Verjährungsfrist für Klagen wegen Falschberatung abgelaufen oder laufe derzeit aus.

"Das Problem der Verjährung ist dann nicht relevant, wenn der Kredit zur Rückzahlung fällig ist und der Kreditnehmer bei der Rückzahlung seinen Schaden aufrechnet und weniger zurückzahlt", sagt Kolba. "Die Bank klagt dann zwar, aber sie muss sich dann den Aufrechnungseinwand in Sachen Schadenersatz gefallen lassen. Wir führen so einige Musterprozesse."