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"Frankenstein" - Kind eines Vulkans

Von Heiner Boberski

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Nein, das Aschenlied aus Ferdinand Raimunds "Der Bauer als Millionär" verdankt seine Entstehung nicht der Vulkanasche. Aber man weiß heute, dass die kreative Kunst der Romantik und des Biedermeier auch von einem Vulkanausbruch beeinflusst worden ist.


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So schrecklich sich solche Naturereignisse oft auswirken - eisige Kälte, Ernteausfälle, Hungersnöte, neuerdings Flugverbote -, sie bringen auch Schaurig-Schönes hervor. Die Sonnenaufgänge der letzten Tage lassen ahnen, was sich nach dem Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora im Jahr 1815 ereignet hat. Die Streuung des Sonnenlichts an den feinen Vulkanstaubpartikeln bei niedrig stehender Sonne tauchte den Himmel in alle Farben des roten Spektrums, von tiefem Purpur bis ins zarteste Rosa. Vor allem im Oeuvre William Turners und Carl Spitzwegs haben diese Farbtönungen ihren Niederschlag gefunden.

Als 1816 der Sommer in Europa ausfiel, beschlossen einige am Genfer See weilende britische Literaten, da sie wegen des Schlechtwetters kaum ins Freie konnten, Schauergeschichten zu schreiben und sie einander vorzutragen. So entstanden "Frankenstein" von Mary Shelley, "Der Vampyr" von Lord Byrons Leibarzt John Polidori - lange vor Bram Stokers "Dracula" - und Byrons Gedicht "Die Finsternis".

Welche Kunstwerke wird uns der nächste vulkanische Winter bescheren?