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Frankophil, slawophil oder einfach ein bisserl Gefühl

Von Christine Zeiner, Galtür

Wirtschaft

Ein dreiviertel Jahr nach der EU-Erweiterung ist "Zentral- und Osteuropa" nun auch Thema des diesjährigen Hotelierkongresses. Auch wenn die Gäste- und Ankunftszahlen im Verhältnis nicht hoch sind, Zentral- und Osteuropa wird für die heimische Tourismusbranche immer wichtiger: Immer mehr Gäste bringen immer mehr Geld. Wie soll die Branche auf die steigende Gästezahl reagieren, fragt die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) - "Brauchen wir 'slawophile' Hotels?"


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Urlauber aus Zentral- und Osteuropa reisen zu 56% nach Westeuropa, davon am liebsten nach Deutschland (32%), Italien (15%) und Österreich (13%), ergab eine Studie der IPK (International Tourism Consulting Group).

Derzeit gibt ein Gast aus "Westeuropa" im Schnitt 100 Euro pro Tag aus, ein Urlauber aus "Osteuropa" 50 Euro - Tendenz steigend. Laut Österreich Werbung (ÖW) ist Zentral- und Osteuropa hinter Deutschland (61,2%) und den Niederlanden (9,9%) der drittgrößte Quellmarkt für Österreich. Etwa 4,8% aller Ausländer-Nächtigungen und 5,9% aller Ausländer-Ankünfte stammten 2003 aus diesen Staaten. "In zehn Jahren wird sich dieser Anteil verdoppeln", erklärt Arthur Oberascher, ÖW-Geschäftsführer.

Mit 'frankophilen' Hotels gelang es der Hotellerie vor zwanzig Jahren, die Zahl der Urlauber aus Frankreich stark zu erhöhen. Ist es das, was Österreichs Hotellerie braucht? Mitarbeiter, die etwa tschechisch, ungarisch und polnisch sprechen? Schaden könne es nicht, wenn der eine oder andere Angestellte die eine oder andere zentral- und osteuropäische Sprache versteht, meint Politikwissenschaftler Anton Pelinka. Sprachen allein seien aber zu wenig. Das sehen Anita und Walter Veit ähnlich: Die beiden betreiben das Hotel Enzian in Obertauern. Seit etwa fünf Jahren bemerken sie, wie sie sagen, einen kontinuierlichen Anstieg der Gäste aus Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Slowenien. Von "Anbiedern" halten die beiden wenig. Wesentlich sei, die "Bodenständigkeit", die Echtheit zu bewahren.

"Urlauber wollen ja auch etwas von uns und unserem Land erfahren, egal ob die Gäste aus dem 'Westen' oder 'Osten' kommen. Keiner kommt zu uns, um zum Beispiel Pizza zu essen", meint Anita Veit im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Auf die Gäste einzugehen" sei viel wichtiger, als deren Sprache zu beherrschen.

"Französischen Gästen wird ein Wasserkrug zum Essen gebracht, US-Amerikanern Eiswasser, für Engländer haben wir verschiedene Teesorten", erklärt Walter Veit, der auch Landesvorsitzender der ÖHV Salzburg ist. "Gefühl" sei wichtig, ansonsten sei "immer irgendwer im Haus, der die Sprache spricht. Sind slowakische Gäste im Haus, wird der slowakische Koch an das Buffet gestellt. Die Veits beschäftigen 47 Mitarbeiter in ihrem Hotel und der Hütte, zwei Drittel sind Österreicher, ein Drittel kommt aus dem Ausland.

Die Werbung für die Region übernimmt der Verband. "Als einzelnes Hotel in ein Land zu gehen und zu werben hat keinen Sinn", weiß Walter Veit. Potenzielle Gäste werden im Rahmen von Messen und per Zeitungsinserate auf Obertauern aufmerksam gemacht. So wurde auch vor einem Jahr in einer ungarischen Zeitung ein Schiaufenthalt in Obertauern verlost - Motto: "Auf Schiern in die EU".