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Frankreich: Royal gegen Sarkozy?

Von AnalyseAlexander U. Mathé

Europaarchiv

Klarer Sieg bringt Einheit für die Partei. | UMP-Kandidat noch nicht ernannt. | Paris/Wien. Sensationell ist es allemal, überraschend nur wenig. Frankreichs Sozialisten schicken die populäre Politikerin Ségolène Royal ins Rennen um die Präsidentschaft. Damit ist zum ersten mal in der Geschichte Frankreichs eine Frau Kandidat für das höchste Amt im Staat.


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Bei der Urwahl der Sozialistischen Partei (PS) stimmten 61 Prozent für die seit Monaten in allen Umfragen führende frühere Umweltministerin, die sich nun um die Nachfolge von Präsident Jacques Chirac bewirbt.

Doch der Erdrutschsieg ist nicht nur für Royal bedeutend, sondern auch für die Einheit ihrer Partei. Führte diese doch bereits seit Jahren ein Schattendasein. Der freie Fall setzte für die PS im Jahr 2002 mit der letzten Präsidentschaftswahl ein. Damals wurde der sozialistische Spitzenkandidat Lionel Jospin noch hinter dem rechts-extremen Jean-Marie Le Pen Dritter. Später geriet das Referendum über die Europäische Verfassung zum Debakel. Ex-Premier Laurent Fabius fiel mit seinem Nein zu dem Regelwerk François Hollande, dem Chef der PS und Lebensgefährten von Royal, in den Rücken. Die Partei war nun nicht nur angeschlagen sonder auch noch gespalten. Keiner wusste so recht, wo die Reise hingehen soll.

Wie aus dem Nichts kam in dieser Situation Ségolène Royal. Vorbei an üblichen Parteiinstanzen positionierte sie sich über Medien und Umfragewerte als neue starke Frau des linken Lagers. Drei versuchten ihr Kontra zu geben: Ex-Premier Jospin, der jedoch seinen Plan wieder für das Präsidentenamt zu kandidieren schnell wieder zurückzog; übrig blieben der ehemalige Wirtschaftsminister Dominique Strauss-Kahn und Fabius. Diese hat Royal nun in die Schranken gewiesen. Durch die Deutlichkeit des Ergebnisses (Strauss-Kahn kam auf 21 Prozent der Stimmen, Fabius auf 18) dürfte vorerst jeglicher innerparteilicher Widerstand gebrochen sein. "Ich will den Wechsel verkörpern und ihm Glaubwürdigkeit und Legitimität geben. Ich denke, dass ich diese Legitimität erhalten habe", sagte Royal nicht ganz unpassend in Anschluss an ihre Wahl.

Rechte unter Zugzwang

Dafür gerät die konservative UMP durch das starke Mandat Royals unter Druck. Denn während sich die 53-Jährige bereits voll auf die Wahl konzentrieren kann, hat die UMP offiziell noch keinen Kandidaten nominiert und die Kür ist erst für Jänner angesetzt.

Innenminister Nicolas Sarkozy gilt schon lange als Fixstarter. Doch je mehr Zeit vergeht, desto mehr Gegenkandidaten tauchen auf. Seinen Erzrivalen, Premier Dominique de Villepin, hat Sarkozy zwar schon vor einiger Zeit ausgestochen, doch nun erklärte Parteikollegin und Verteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie, für das Präsidentenamt kandidieren zu wollen. Dazu halten sich hartnäckig Gerüchte, Amtsinhaber Jacques Chirac plane noch einmal zu kandidieren. Im Kreis des Innenministers wird man offenbar schon nervös. Sarkozy sei der "natürliche Kandidat" der UMP posaunte unlängst sein Vertrauter, der Beigeordnete Minister für Raumplanung Christian Estrosi. Dazu drängte UMP-Sprecherin Valerie Pecresse rasch den Präsidentschaftskandidaten zu küren. Wohl zu recht, denn die Zeit läuft für die Sozialisten.