Frankreich macht es EdF-Konkurrenten sehr schwer. | Kapitalerhöhung noch im November. | Wien. Trotz eines operativ recht soliden dritten Quartals mit besserer Wasserführung schraubt Österreichs größter Stromerzeuger Verbund die Gewinnprognose für 2010 zurück: Wegen des nach wie vor niedrigen Preisniveaus, aber vor allem wegen Abschreibungen auf die französische Tochter Poweo dürfte der Gewinn um etwas mehr als ein Drittel sinken. Bislang war der Konzern von einem Rückgang um rund ein Viertel ausgegangen. An der Börse quittierten Anleger die Revision mit Verkäufen: Das Papier fiel in einem freundlichen Markt um mehr als zwei Prozent auf 28,7 Euro.
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Verbund hat von Jänner bis September 2010 rund 2,4 Milliarden Euro erlöst, ein Minus von 1,7 Prozent. Unter dem Strich verdiente Verbund 334 Millionen Euro, nach 552 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Zwar stieg der Stromabsatz um knapp zehn Prozent. Dies konnte die um gut 30 Prozent unter Vorjahresniveau liegenden Großhandelspreise aber nicht ausgleichen.
Belastet war aber vor allem das Finanzergebnis: Abschreibungen auf die 45-Prozent-Beteiligung an der französischen Poweo schlugen mit 43 Millionen Euro negativ zu Buche. Poweo hat nicht mit seinem Erzeugungsportfolio Probleme, sondern mit dem französischen Endkundenmarkt: Dort sei die Situation "äußerst schwierig", hieß es am Donnerstag im Neunmonatsbericht. "Niedrige regulierte Tarife machen es alternativen Anbietern derzeit sehr schwer, neben dem ehemaligen Monopolisten EdF wirtschaftlich erfolgreich am Markt zu bestehen." Man hofft nun, dass Frankreich - mit Abstand Schlusslicht bei der von der EU forcierten Liberalisierung des europäischen Energiemarkts - nun bald durch neue gesetzliche Regelungen ebenfalls mehr Wettbewerb zulässt.
Etwas mehr Freude hat Verbund mit der türkischen Tochter Enerjisa - ein 50:50-Joint-Venture mit der türkischen Sabanci-Holding: Am Wochenende wurde das Gas-Dampfkraftwerk Bandirma rund 350 Kilometer südwestlich von Istanbul mit einer Leistung von knapp 920 Megawatt nach knapp 28 Monaten Bauzeit termingerecht eröffnet.
"Sie wissen, dass das türkische Wachstum derzeit enorm ist", betonte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber bei der Eröffnungszeremonie des 550-Millionen-Euro-Projekts, an der unter anderem Premier Recep Tayyip Erdogan teilnahm. Bis 2015 will Enerjisa 10 Prozent am türkischen Strommarkt.
Die Verbund-Kapitalerhöhung um eine Milliarde Euro soll noch im November - "je nach Marktlage" - über die Bühne gehen, fixieren soll der Aufsichtsrat die Emission am 5. November.
Neuer Anlauf der EVN
Noch diese Woche, rascher als erwartet, startet der niederösterreichische Versorger EVN seine vorige Woche geplatzte Kapitalerhöhung - um 200 Millionen Euro - neu. Bereits heute, Freitag, beginnt die Bezugsfrist für bis zu 16,35 Millionen Jungaktien, sie läuft bis 12. November.
Den neuen Anlauf musste EVN unternehmen, da der deutsche Energiekonzern EnBW, der einen 25-Prozent-Anteil der EVN ursprünglich zeitgleich abstoßen wollte, vor einer Woche im letzten Moment abgesprungen war, weil dem französischen EnBW-Großaktionär EdF der Erlös zu gering war.