Zum Hauptinhalt springen

Frankreichs Sozialisten im Wahlfieber

Von Alexander U. Mathé

Europaarchiv

Royal kündigt an, um Präsidentenamt kämpfen zu wollen. | Paris/Wien. Der Vorwahlkampf in Frankreich ist eröffnet. Die 2007 unterlegene sozialistische Präsidentschaftskandidatin, Segolene Royal, hat am Montagabend erklärt, 2011 erneut ihr Glück versuchen zu wollen. Ihre voraussichtlichen Gegner im Vorwahlkampf dürften über diese Ankündigung wenig erfreut sein. Denn eigentlich wollte man in der Sozialistischen Partei (PS) mit den Nominierungen den Juni nächsten Jahres abwarten und so eine Abnutzung durch Attacken von rechts vermeiden.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Noch vor einem halben Jahr hatte Royal erklärt, ihre persönlichen Ambitionen zugunsten eines Sieges der Linken hintanzustellen. Sie wolle sich mit ihrer Intimfeindin und Parteichefin Martine Aubry sowie Umfragenliebling Dominique Strauss-Kahn über die Vorgehensweise absprechen, sagte die Präsidentin der westfranzösischen Region Poitou-Charentes. Das ist mit ihrer Kampfansage nun Schnee von gestern. Ihre Beteuerung, einen "Kampf der Häuptlinge" vermeiden zu wollen, wirkte da geradezu sarkastisch. Dem nicht genug, sagte sie auch noch, dass Strauss-Kahn einen guten Premierminister abgeben würde, den sie offenbar nach einem Sieg gewillt wäre anzustellen.

Strategisch war Royals Ansage zeitlich gut gewählt und vielleicht auch ihre letzte Chance sich in dem Rennen um eine Präsidentschaftskandidatur in Position zu bringen. Strauss-Kahn legt in Umfragen täglich zu und wird bereits von 32 Prozent der Franzosen als sozialistischer Präsidentschaftskandidat für 2011 favorisiert. Gleichzeitig liegt Aubry mit elf Prozent einen Prozentpunkt vor Royal. Außerdem deutet alles darauf hin, dass auch Royals ehemaliger Lebensgefährte, Ex-Parteichef Francois Hollande, in das Rennen einsteigen will. Bei dieser Konkurrenz drohte Royal in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.

Mit ihrer Ankündigung übt sie vor allem auf Strauss-Kahn Druck aus. Der ist derzeit nämlich noch an seinen Posten als Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) gebunden, der erst im Jahr 2012 ausläuft. Das erschwert - gelinde gesagt - eine gleichzeitige Kandidatur in Frankreich. Dennoch wird er es sich wohl nicht leisten können, noch weitere sechs Monate mit einer offiziellen Erklärung abzuwarten.

Mit ihrer Kandidatur hat Royal es geschafft, das Tempo für die Vorwahlen vorzugeben. Für die PS bedeutet das, dass ihre Agenda ab jetzt von dem Thema Vorwahl bestimmt sein wird.