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Mit ausgedehnten Feiern wird Frankreichs frisch gebackener Präsident heute, Samstag, den Nationalfeiertag begehen. Weniger Grund zu feiern haben die Sozialisten, die sich derzeit im freien Fall befinden.
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"Ich wünsche mir, dass die Sozialistische Partei diesmal so richtig verliert, damit wir endlich eine Partei europäischer Dimension aufbauen können", sagte so mancher junger Sozialist vor den Wahlen. Mit seiner knallharten und effektiven Strategie, die Opposition zu vernichten, erfüllt Sarkozy diesen Wunsch nach allen Regeln der Kunst. Er hat die Wahlen gewonnen und geht nun dazu über, sich die verbliebene Konkurrenz ins Boot zu holen. Wenn der ehemalige sozialistische Kulturminister Jack Lang die Parteiführung auffordert, zurückzutreten, stellt sich die Frage, wen er damit eigentlich meint. Die alten Parteigrößen sind nämlich bereits ohnedies weg vom Fenster: Lang selbst und Alt-Premier Laurent Fabius sind von ihren Parteiämtern zurückgetreten, Parteichef François Holland hat fix seinen Rücktritt angekündigt und Bernard Kouchner ist als Außenminister bei der Konkurrenz gelandet.
Nun, da der Zerfall der französischen Sozialisten Wirklichkeit zu werden scheint, zeigt sich erst, wie schwer der Wunsch der Selbstkritiker nach Erneuerung der Partei eigentlich ist. Der Weg hin zu einer Sozialdemokratie nach Vorbild europäischer Schwesternparteien ist vorerst versperrt. Dominique Strauss Kahn war nämlich der Mann, der diese Linie verkörperte. Und der ist in Sarkozys Lager gelandet, der ihn als Kandidaten der EU für den Chefposten des Internationalen Währungsfonds nominiert hat.
Da die alte Riege abgetreten ist, stellt sich die Frage, wer ihr nachfolgen soll. Die Suche nach einem jungen Herausforderer, der Sarkozy erfolgreich gegenübertreten könnte, ist so gut wie aussichtslos. Denn schon Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal ist letztlich an ihrer politischen Jugend gescheitert. Bereits eineinhalb Jahre vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen 2007 hofften die Konservativen, Royal als Gegnerin zu haben, da sie damit rechneten, in ihr einen weicheren, leichteren Gegner als die alten Haudegen zu haben.
Was den Sozialisten fehlt, ist eine starke und integrative Persönlichkeit. An der läge es, die tiefe Spaltung zu überwinden, welche die Partei bei fast jedem Thema von Europa über Nationalismus bis hin zu Jugendkriminalität durchzieht. Dass Royal das schaffen könnte, ist fraglich, zumal sie innerparteilich schon mehr Gegner als Freunde zu haben scheint.
In einer guten Position ist der amtierende Bürgermeister von Paris, Pierre Delanoë. Er hat beste Chancen, kommendes Frühjahr in seinem Amt bestätigt zu werden. Dann wird auch die sozialistische Führung neu gewählt. Zumindest bis dahin kann Sarkozy seine Macht uneingeschränkt genießen.