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Es war also ein "schon lange gehegter Wunsch" Monika Lindners, "selbst einen aktiven Beitrag im politischen Leben des Landes zu leisten". Heißt es jedenfalls in einer von einem PR-Büro versandten Mitteilung. Das ist aller Ehren wert, der Dienst an der Allgemeinheit hat schließlich in den vergangenen Jahren nicht gerade an Ansehen gewonnen, um es diplomatisch zu formulieren.
Nun steht außer Zweifel, dass Lindner, die ehemalige Generaldirektorin des ORF, jedes Recht hat, ein ihr zustehendes Mandat auch anzunehmen. Ob sie - und wenn, wie viel - selbst dazu beigetragen hat, es zu erringen, ist irrelevant. Nur eines sollte man jetzt, bitte schön, nicht tun: argumentieren, die Wähler hätten es so gewollt. Lindner verdankt ihr Mandat allein Frank Stronach, der es irgendwann für eine gute Idee gehalten hat, sie aufzustellen; kein Wunder, es war ja Stronachs eigene Idee, da kann sie ja nur gut gewesen sein.
Der Fall Lindner hat - ungeachtet aller höchst naheliegenden Fragen, die den politischen Anstand betreffen - aber auch sein Gutes, legt er doch die dahinterstehenden Mechanismen offen. Stronach hat dieses System nicht erfunden, er hat es nur für seine Zwecke instrumentalisiert. Und dabei ist durchaus bemerkenswert, wie sehr dieses von SPÖ und ÖVP ersonnene System den Interessen eines Patriarchen mit politischen Allmachtsfantasien in die Hände gespielt hat.
Die vorderen Plätze auf den Listen für die Direktwahlkreise und die Landeslisten wären dabei für attraktive Regionalkandidaten vorgesehen, die Plätze auf der Bundesliste für Fachpolitiker und Experten, die zwar für einen lebendigen Parlamentarismus unerlässlich sind, aber auf herkömmlichem Weg niemals den Weg in den Nationalrat finden könnten.
Aber alle Theorie ist bekanntlich grau, die Realität schaut anders aus: Konkret haben 268.679 Wähler einem einzigen Mann ihre Stimme gegeben, der aller Wahrscheinlichkeit nach in einigen Monaten der österreichischen Politik wieder Adieu sagen wird; dafür sitzen jetzt aber elf Abgeordnete im Parlament, von denen nicht ein einziger von sich behaupten kann, die Wähler hätten ihn mit einem Mandat ausgestattet.
Das alles ist rechtens und gleichzeitig ziemlich merkwürdig. Stronach hat dieses System perfektioniert - und damit demaskiert.