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Fast ein Drittel seines Lebens hat Franz Löschnak, der morgen, Samstag, seinen 60. Geburtstag feiert, als Regierungsmitglied verbracht. Im Juni 1977 holte Bruno Kreisky den damals 37-Jährigen als
Beamtenstaatssekretär in sein Kabinett. Unter Fred Sinowatz wurde er im Dezember 1895 Kanzleramtsminister, in der Grossen Koalition unter Franz Vranitzky übernahm er Anfang Februar 1987 zusätzlich
zum Öffentlichen Dienst die Agenden des Gesundheitsministers, um dann genau zwei Jahre später Innenminister zu werden.
Am 4. März 1940 in Wien geboren, maturierte er 1958 und trat in den Dienst bei der Gemeinde Wien ein, wo er im Bereich Sozialfürsorge tätig war. Neben seiner beruflichen Tätigkeit absolvierte er
bis 1963 ein Jusstudium. Anschließend arbeitete er in der für allgemeine Personalangelegenheiten zuständigen Magistratsabteilung, wo er 1971 zum jüngsten Abteilungsleiter wurde.
Als ihn Bruno Kreisky in seine Regierung holte, war Löschnak für die meisten politischen Beobachter ein unbeschriebenes Blatt und auch seine Tätigkeit als Beamtenstaatssekretär war nicht unbedingt
publicityträchtig. Seine faire Verhandlungsführung und Handschlagqualität sicherten ihm aber auch Respekt bei den politischen Gegnern. So wurde er gemeinsam mit Heinrich Neisser nach der Bildung der
Großen Koalition Anfang 1987 zum Koordinator der Regierungspolitik und damit zur rechten Hand Vranitzkys, was auch in seiner Berufung zum Stellvertretenden SPÖ-Vorsitzenden Ausdruck fand.
In seiner zweijährigen Tätigkeit als Gesundheitsminister setzte er wichtige Meilensteine in der Gesundheitspolitik, förderte die Gesundheitsvorsorge und die AIDS-Vorbeugung. Hatte die Ärztekammer bei
seiner bestellung noch gemurrt, daß wieder ein Nichtmediziner berufen wurde, so wurde sein Wechsel ins Innenressort zwei Jahre später ausdrücklich bedauert.
Als Innenminister sah sich Löschnak wenige Monate nach Amtsantritt außerordentlichen Herausforderungen gegenüber. Der plötzliche Fall des Eisernen Vorhangs und der KP-Regime in Osteuropa führte zu
einem ungeheuren Flüchtlingsansturm. Nur die Tatsache, dass Löschnak gleich bei Amtsantritt die in verschiedenen Sektionen verteilten Ausländeragenden in eine einzige Sektion zusammenfassen hatte
lassen, gewährleistete, daß diese Situation überhaupt bewältigt werden konnte. Um die Wanderungsbewegung zu bewältigen, wurden unter Löschnak die Ausländergesetze reformiert und klare
Zuwanderungsquoten geschaffen. Löschnak stand aus diesem Grund immer wieder im Mittelpunkt von Angriffen sowohl von linker als auch rechter Seite, was ihn als Sozialdemokraten nicht unbeteiligt ließ:
"An Grant hab' ich öfter g'habt", meinte er bei seiner Abschiedspressekonferenz.
Weitere Meilensteine der Tätigkeit Löschnaks als Innenminister waren die erstmalige Schaffung eines Polizeibefugnisgesetzes und ein neues Verbotsgesetz, das die strafrechtliche Verfolgung
neonazistischer Wiederbetätigung erleichterte. In seine Amtszeit fiel auch die Briefbombenserie, die erst unter seinem Nach-Nachfolger Karl Schlögl aufgeklärt werden konnte und die Aufklärung der
Mordserie im Krankenhaus Lainz.
Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung gehörte Löschnak von 1995 bis 1999 wie schon 1981 bis 1983 wieder dem Nationalrat an. Nach wie vor ist er als Präsident der Bundessportorganisation und des
ASKÖ tätig.