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Der ehemalige ÖGB-Präsident und SPÖ-Innenminister Franz Olah ist tot. Er starb am Freitagmorgen im Alter von 99 Jahren. Das bestätigte der ärztliche Direktor des Landesklinikums Thermenregion Baden, Johann Pidlich. Auf Wunsch der Angehörigen wurden keine medizinischen Details oder Angaben zur Todesursache genannt.
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Olah befand sich seit einigen Tagen im Krankenhaus. Er verstarb am Freitagmorgen kurz vor 7.30 Uhr.
Der SPÖ-Vorsitzende Werner Faymann (S) und die ÖGB-Vizepräsidentin Sabine Oberhauser haben sich am Freitag tief betroffen zum Ableben des ehemaligen ÖGB-Präsidenten und Innenminister Franz Olahs gezeigt. "Österreich verliert eine herausragende politische Persönlichkeit", erklärte Faymann in einer Aussendung. Olah war von März 1963 bis September 1964 Innenminister und von 1959 bis 1963 Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes.
"Für seinen unermüdlichen politischen Einsatz musste Olah bitter büßen. Im Austrofaschismus blühten ihm Freiheitsstrafen, zur Zeit der Nazidiktatur wurde er in die Konzentrationslager Dachau und Buchenwald eingeliefert", so Faymann. Der Bundeskanzler begrüßte zudem, dass es nach den Differenzen mit SPÖ und Gewerkschaft in den 1960er Jahren zuletzt wieder zu einer Aussöhnung gekommen war. "Die österreichische Sozialdemokratie drückt ihre tiefe Trauer aus", erklärte der SP-Vorsitzende.
"Franz Olah war ein großer Kämpfer für die Sache der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, auch wenn es später große Differenzen mit dem ÖGB gegeben hat", so Oberhauser, die außerdem dessen Beitrag zur Aussöhnung der Sozialdemokratie mit der katholischen Kirche würdigte.
Der 1910 in Wien geborene Olah verbrachte lange Jahre im illegalen Widerstand gegen Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er 1938 mit dem ersten Österreicher-Transport in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Kurz vor Kriegsende gelang ihm 1945 die Flucht und er wirkte noch im selben Jahr an der Gründung der Zweiten Republik und am Aufbau des Gewerkschaftsbundes mit.
1963 wurde er Innenminister, legte das Amt jedoch nach heftigen innerparteilichen Auseinandersetzungen ein Jahr später zurück und wurde aus der SPÖ ausgeschlossen. 1969 wurde Olah wegen finanzieller Unterstützung der FPÖ mit ÖGB-Geldern zu einem Jahr "schweren Kerkers" verurteilt. In seine Amtszeit als ÖGB-Präsident fielen unter anderem die Einführung des Karenzurlaubsgeldes und der Streik der Metallarbeiter, der zur Erhöhung der Mindestlöhne um zehn Prozent führte. 1964 legte Olah seine Funktionen im ÖGB wegen Verletzung der Statuten nieder.(APA)
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