115 Gemeinden werden von einer Frau geführt. | Bürgermeisteramt und Familie sind oft nicht vereinbar. | Die meisten Bürgermeisterinnen gibt es in Lettland. | Wien. Wer in Österreich nach Frauen im Bürgermeistersessel sucht, wird sich lange umschauen müssen, eine zu finden: Von den 2357 Ortschefs sind lediglich 115 Frauen. Das entspricht einem Anteil von rund fünf Prozent. Mit diesem Wert liegt Österreich weit hinter dem EU-Durchschnitt von 13 Prozent (ohne Irland). Schlechter ist die Lage laut einer Untersuchung des Instituts für Parlamentarismus und Demokratiefragen nur in Rumänien, Slowenien oder Griechenland.
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Anders schaut es hingegen in Lettland und Schweden aus. Der Anteil der Bürgermeisterinnen liegt hier bei 39 beziehungsweise 30 Prozent. "Wo es einen hohen Prozentsatz an Frauen auf nationaler Ebene gibt, ist auch der Anteil auf regionaler und kommunaler Ebene höher", erklärt Institutspräsident Werner Zögernitz.
Liegt es aber nur wirklich an den fehlenden Vorbildern, oder gibt es andere Faktoren, die für den Mangel an Frauen im Bürgermeisteramt verantwortlich sind?
Unterstützung durch die Ehemänner fehlt
"Ich glaube, es liegt zum Teil an uns selber", meint die Bürgermeisterin der niederösterreichischen Gemeinde Dürnstein, Barbara Schwarz, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Vielen Frauen fehle einfach der Mut, sich in den Bürgermeistersessel zu setzen.
Dass sich Frauen nur wenig für Politik begeistern, führt Schwarz zum einen auf den Ruf der Politiker zurück, aber auch die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Amt spiele eine große Rolle: "Das Amt des Bürgermeisters nimmt wenig Rücksicht auf die Familie." Neben den Sitzungen gebe es noch eine Reihe weiterer Termine, wo Bürgermeister präsent sein müssen. Die Palette reicht hier von örtlichen Ball- und Heurigenbesuchen bis zu landesweiten Treffen zur Kontaktpflege.
Wenn sich also eine Frau mit Kindern bereiterklärt, Bürgermeisterin zu werden, brauche es "Bedarf an Aufteilung", so das Fazit der Dürnsteiner Ortschefin. Sie selbst hatte Glück und wurde von ihrem Ehemann unterstützt. Hinzu sei noch gekommen, dass sie "langsam reingewachsen ist". Je älter ihre inzwischen 20- und 23-jährigen Kinder wurden, "desto mehr habe ich mir umhängen lassen".
Aber nicht nur für den Posten des Ortschefs sei es schwer, Frauen zu finden. "Ich finde keine Frauen für den Gemeinderat", sagt Schwarz. Zurzeit gebe es neben ihr lediglich eine weitere Frau im 15-köpfigen Gemeinderat. Auch Gemeinderat Markus Vlasek aus Markt Piesting bestätigt das: "Frauen wollen nicht in die Kommunalpolitik." Der Niederösterreicher führt das fehlende Engagement auch auf Desinteresse und mangelnde Unterstützung zurück. "Die Frauen werden von den Ehemännern gehindert."
ÖVP stellt die meisten Bürgermeisterinnen
Da man auch als Gemeinderat viel unterwegs sei, würden die Ehemänner den Frauen oft vorwerfen: "Gehst schon wieder fort?", meint Vlasek. Frauen seien da toleranter und würden ihre Männer ohne viel Gerede zu den Sitzungen gehen lassen.
Wenn eine Frau in Österreich Bürgermeisterin wird, regiert sie meist Orte mit weniger als 10.000 Einwohnern. Ausnahmen sind Innsbruck, Krems, Lienz und Eisenstadt. Die meisten Ortschefinnen gehören der ÖVP an (rund 55 Prozent), gefolgt von SPÖ (rund 36 Prozent) und sonstigen Gruppierungen (knapp 8 Prozent).
Am 13. und 14. Mai findet in Villach eine Tagung für Gemeindemandatarinnen und Bürgermeisterinnen statt. Nährere Infos unter: www.gemeindebund.at