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Frauen besorgt über Aussöhnung mit Islamisten

Von Sardar Ahmad

Politik

Fortschritte bei Gleichberechtigung könnten leiden. | Kabul. (afp) Farida Tarana hat einen hohen Preis für ihren Erfolg in Afghanistan gezahlt. Die Afghanin ist heute ein gefeierter Popstar in ihrem Land und gleichzeitig Lokalpolitikerin, doch der Weg dorthin war mehr als steinig. Ihr Weg aus der Unterdrückung begann 2005, als sie durch eine Talentshow im Fernsehen zum Star wurde. Mit ihren Liebesliedern und Popsongs wurde sie unter den jungen Afghanen immer beliebter, Talent und Mut brachten sie zum Erfolg. Doch auch die Ablehnung, die ihr entgegenschlug, war riesig. Konservative islamische Kreise und Extremisten warfen ihr vor, die religiösen und kulturellen Traditionen Afghanistans zu verletzen. Selbst ihre Familie reagierte kritisch: "Meine eigenen Verwandten, meine Cousins und Onkel, jeder war dagegen." Sie drohten sogar, sie umzubringen.


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Doch die viele Kritik bestärkte sie nur darin, ihren Weg weiterzugehen. Als Sängerin auch noch Politikerin zu werden, war noch schwieriger. Im August schaffte sie bei den Kommunalwahlen den Einzug in den Provinzrat von Kabul. Bei den für September geplanten Wahlen will sie ins Parlament einziehen.

Während der Herrschaft der Taliban zwischen 1996 und 2001 war Frauen jegliche politische Teilhabe untersagt, auch Schulbesuche waren verboten. Frauen durften nur in Begleitung eines Familienmitglieds das Haus verlassen und auch nicht außerhalb des Hauses arbeiten. Mit der neuen afghanischen Verfassung wurden Frauen den Männern zwar gleichgestellt - doch bis heute sehen sie sich Diskriminierungen ausgesetzt und kämpfen für die Anwendung dieser Rechte im Alltag.

Karzais Ankündigung eines Versöhnungsprogramms für gemäßigte Taliban auf der Londoner Afghanistankonferenz weckt daher zusätzliche Ängste bei den Frauen, ihre hart erkämpften Rechte wieder einzubüßen. Sie befürchten, dass Karzai bereit ist, für erfolgreiche Verhandlungen mit den Taliban bei den Frauenrechten Abstriche zu machen.

Doch es gibt auch optimistische Stimmen: "Ein Wandel ist möglich", sagt Shukria Barakzai, Frauenrechtlerin und Abgeordnete. Sie verweist auf Mullah Abdul Salam, genannt Rocketi, einen ehemaligen Taliban-Führer, der damals die Arbeit von Frauen außerhalb der Wohnung strikt ablehnte. "Heute sitzt er neben mir im Parlament.