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Frauen, die schlechteren Ärzte

Von Bernhard Baumgartner

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Mit schöner Beharrlichkeit weigert man sich an den heimischen Medizin-Universitäten zuzugeben, dass der Eignungstest, den jeder Bewerber vor dem Studium bestehen muss, ganz offensichtlich strukturell Männer bevorzugt. Wie anders ist es zu erklären, dass zwar jedes Jahr mehrheitlich Frauen zum Testverfahren antreten, nach dem Test jedoch mehr Männer als Frauen ihr Studium beginnen dürfen. 2010 war es besonders krass: Von den Bewerbern waren 55 Prozent (also die Mehrheit) weiblich, unter jenen, die genommen wurden, waren aber nur 44 Prozent Frauen.


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Mit der Interpretation tut sich die Uni Wien in einer Erklärung schwer: Das Ergebnis sei "schwierig zu deuten", heißt es in einer dürren Stellungnahme. Dann sei an dieser Stelle Nachhilfe geleistet: Der Test ist offensichtlich so ausgelegt, dass er männliche Studienbeginner bevorzugt. Das ist die einzig sinnvolle Erklärung. Denn wenn man tatsächlich davon ausgehen sollte, dass dieser Test geschlechtsunabhängig die Eignung für das Medizistudium feststellt, würde das bedeuten, dass Männer in der Mehrzahl besser für den Arztberuf geeignet sind als Frauen. Und das wäre dann ja wohl struktureller Sexismus.

Es ist hoch an der Zeit, dass die Medizinischen Universitäten sich ein vernünftiges Verfahren zur Beurteilung der Eignung von Bewerbern überlegen. Oder aber erklären, warum man mit den Ergebnissen des jetzigen zufrieden ist.