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Frauen erhalten nicht einmal zwei Drittel von Männerpensionen

Von Martina Madner

Politik

Geht es in der Geschwindigkeit wie bislang weiter, dauert es 75 Jahre, bis es keinen Gender-Pension-Gap mehr gibt.


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Am 3. August ist Equal-Pension-Day. Denn Frauen erhalten um 41,1 Prozent weniger Pension als Männer. Vergangenes Jahr war der Tag am 1. August (41,6 Prozent), 2020 am 30. Juli mit 42 Prozent. Der Unterschied zwischen den durchschnittlichen Alterspensionen von Frauen mit heuer 1.239 Euro und Männern mit 2.103 Euro in Österreich verringert sich minimal.

Geht es weiter in dieser Geschwindigkeit, dauert es 75 Jahre, bis es hierzulande keinen Gender-Pension-Gap mehr gibt. Soll sich das rascher ändern, könnte man am Pensionsrecht drehen. Vor allem aber müssten sich die Erwerbsarbeitsverläufe von Frauen und Männern rascher als bislang angleichen.

Kaum noch neu pensionierte Langzeitversicherte

Den heuer etwas geringeren Unterschied erklärt Monika Weissensteiner, Pensionsexpertin der Arbeiterkammer, allerdings weniger mit stärker steigenden Frauenpensionen. Stattdessen wachsen die von Männern durchschnittlich weniger. "Es gibt nur noch wenige, die über die Langzeitversichertenregelung mit einer hohen Pension dazu kommen, weil sie die Voraussetzung dafür - 45 Arbeitsjahre - bis Ende 2020 erfüllt haben müssen", sagt Weissensteiner.

Die abschlagsfreie, frühere Pensionierung von Langzeitversicherten sei oft missverständlich als Hackler-Regelung bezeichnet worden, "weil viele mit sehr hohen Einkommen, auch Beamte, davon profitiert haben, jedenfalls aber mehr Männer als Frauen".

Die AK-Expertin geht davon aus, dass auch vom neuen Frühstarterbonus Männer mehr als Frauen profitieren. Darüber erhalten jene, die bereits im Alter zwischen 15 und 20 Jahren zumindest zwölf Monate gearbeitet haben für jeden Monat einen Euro, höchstens also 60 Euro, mehr Pension. Denn Frauen haben mit 15 häufiger noch eine Schule besucht, Männer waren öfter Lehrlinge.

Auch das frühere Pensionsantrittsalter von Frauen spielt bei der Höhe weniger Rolle, als man vermuten könnte: Frauen traten eine Alterspension 2021 mit durchschnittlich 60,9 Jahren an, Männer mit 63,2 Jahren.

Hebel in der Arbeit stärker als bei Kindererziehungszeit

Es geht also mehr um die unterschiedlichen Erwerbsarbeitsverläufe und Unterbrechungen sowie das Einkommen vor der Pensionierung. Ein Hebel, der Frauenpensionen erhöhen würde, wären mehr anrechenbare Kindererziehungszeiten. Heute gibt es pro Kind bis zu vier Jahre lang zusätzlich zu den Pensionsbeiträgen aus einer Erwerbsarbeit nochmals welche von einer Beitragsgrundlage von 2.027,75 Euro monatlich. Geht es nach Arbeiterkammer und ÖGB würde es danach weitere zwei Jahre Beiträge von zwei Dritteln dieses Betrags und zwei Jahre von einem Drittel geben - insgesamt also acht Jahre.

Das Problem ist allerdings, dass Frauen häufig in Branchen mit niedrigeren Einkommen arbeiten; dazu häufiger ihre Erwerbsarbeit wegen Kindern unterbrechen und das auch länger als Männer. Viele steigen auch in Teilzeit wieder ein. Das geringe Einkommen während einer langen Teilzeitphase wirkt sich mit der erwerbslebenslangen Durchrechnung weit stärker auf die Pension aus, als die 15 besten Jahren davor. Die "Wiener Zeitung" berichtete, dass alleine das Pensionsrecht zehn Prozentpunkte Pension kosten kann. Darüber müsste man nicht erst fünf Jahre vor Pensionsantritt, sondern schon lange davor informieren, sagt Weissensteiner. Und: "Damit sich an den niedrigen Frauenpensionen wirklich viel ändert, müsste man aber vorher im Erwerbsleben ansetzen - schon bei der Berufswahl, bei der Kinderbetreuung und Pflege, damit eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie überhaupt möglich ist."

Faktor für Pensionserhöhung bei 5,8 Prozent

Am Freitag ging allerdings eine andere Debatte los: Angesichts der Statistik Austria-Schnellschätzung der Juli-Teuerung von 9,2 Prozent errechnete der SPÖ-Pensionistenverband einen Anpassungsfaktor von 5,8 Prozent. Verbandschef Peter Kostelka sieht sogar zehn Prozent als "realistische Verhandlungsbasis": "Eine Pensionsanpassung unter der Inflation führt zu nichts anderem als zur zunehmenden Verarmung der älteren Generation".

ÖVP-Seniorenbund-Obfrau Ingrid Korosec ist zwar zurückhaltender, aber auch sie erwartet sich mehr als 5,8 Prozent Pensionserhöhung. Die Verhandlungen über das tatsächliche Plus ab Jänner 2023 ist also - wenn auch noch einseitig - eröffnet.