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Es gibt ja diesen Spruch: Wenn die Fußballnationalmannschaft spielt, wissen acht Millionen Teamchefs auf der Couch, wie es besser geklappt hätte. Noch zahlreicher sind nur die Fußballkommentatoren, die mit Bier in der Hand ein Match viel besser analysieren könnten als die Ahnungslosen im TV. Es hat Tradition - und auch eine Legitimation, sich darüber lustig zu machen, wenn es wieder heißt: "Er war zu weit weg vom Ball, daher hat er ihn nicht getroffen."
Doch bereits zum zweiten Mal - erstmals bei der Fußball-Europameisterschaft vor zwei Jahren - eskaliert dieses Verhältnis. Das deutsche ZDF hat nämlich eine Frau als Kommentatorin engagiert. Und dass eine Frau sich als Expertin für Fußball geriert, bringt unschöne Seiten der Fußballfans ans Licht. Claudia Neumann muss sich im Internet nicht nur anhören, dass sie doch besser die Böden im Sender schrubben solle, sie wird auch mit so charmanten Namen wie "Donnerfotze" bedacht. Ihr Arbeitgeber kommt mit dem Löschen der Beleidigungen auf Twitter und Co. kaum nach.
Es ist nun doch ermüdend, wenn man sich im Jahr 2018 immer noch nicht darauf einigen kann, dass es nicht zuvorderst ein Affront gegen die Maskulinität ist, wenn Frauen Jobs in Männerdomänen übernehmen. Kritik kann auch immer stattfinden. Aber man soll sich einfach vorher überlegen, ob man eine Formulierung auch über seine Mutter oder seine Tochter schreiben würde. Das würde den Giftwutschaum vielleicht ein wenig verdünnen.