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Frauen in der Chefetage - das vernachlässigte Potenzial

Wirtschaft

Fehlende Gleichberechtigung ist ein Hindernis für das weltweite Wirtschaftswachstum, analysiert ein Weltbank-Bericht.


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Wien. Weibliche Chefs sind in großen börsennotierten Unternehmen in Österreich Mangelware. Wie eine aktuelle Untersuchung der Arbeiterkammer (AK) zeigt, sind nur neun Prozent der Vorstandspositionen hierzulande mit Frauen besetzt. Damit liegt Österreich im europäischen Vergleich an vorletzter Stelle - hinter der Türkei (12,2 Prozent) und vor Luxemburg (6 Prozent).

Die Frauenquote, die 2018 eingeführte Verpflichtung, dass in den Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen mindestens 30 Prozent Frauen sitzen müssen, wirkt zwar. "Denn seitdem ist der Anteil um 36 Prozent gestiegen", so Studienautorin Simone Hudelist. Auf Vorstandsebene sieht es jedoch ganz anders aus, denn von 212 Positionen sind dort bis heute nur 19 mit Frauen besetzt.

Das hat fatale Nebenwirkungen, denn eine Untersuchung des Complexity Science Hub Vienna (CSH) hat anhand von 4.000 japanischen Unternehmen gezeigt, dass Unternehmen mit Frauen in den Vorstandsetagen bessere Ergebnisse abliefern.

Reformen auf 20-Jahres-Tief

Trotz dieser Erkenntnisse ändert sich an der Situation für Frauen, auch weltweit betrachtet, wenig und zu langsam. Beim aktuellen Reformtempo wird es einem Bericht der Weltbank zufolge noch mindestens 50 Jahre dauern, bis Frauen Männern rechtlich gleichgestellt sind. Das globale Reformtempo sei zudem auf ein 20-Jahres-Tief gesunken und stelle damit ein potenzielles Hindernis für das Wirtschaftswachstum dar, hieß im Anfang März veröffentlichten Bericht. Laut Weltbank haben global fast 2,4 Milliarden Frauen im erwerbsfähigen Alter nicht dieselben Rechte wie Männer. Untersucht wurden dafür etwa die Bereiche Mobilität, Arbeitsplatz, Elternschaft, Vermögen und Ruhestand. Dem Bericht zufolge haben in nur 14 von 190 Volkswirtschaften Frauen bei allen gemessenen Indikatoren die gleichen Rechte wie Männer.

In Österreich glaubt laut einer Ipsos-Umfrage jedoch jeder Zweite, dass die Gleichberechtigung weit genug fortgeschritten ist. 58 Prozent erkennen immerhin die Ungleichheit - weltweit waren es jedoch 68 Prozent. Etwas mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Unter-75-Jährigen weltweit glaubt, dass Männer und Frauen noch zu ihren Lebzeiten gleichgestellt sein werden. In Österreich waren es nur 37 Prozent.(mojo)