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Frauen in die Führung

Von Muila Swele

Gastkommentare
Muila Swele wuchs erst im Kongo und dann in Deutschland in Armut auf und erlebte Diskriminierung als afrikanischer Flüchtling. Trotzdem machte sie ihr Abitur, studierte an der RWTH in Aachen Volkswirtschaftslehre, Politik und Romanistik und arbeitete nebenbei abends in einer Fabrik. 2015 gründete sie ihr erstes Unternehmen und berät heute mit ihrer zweiten Firma Clearstone Personalberater.
© privat

Die Gesellschaft muss sich ändern und den Geschlechterkampf endlich beenden.


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Auch heute noch werden viele Frauen daran gehindert, sich selbständig machen. Die soziale Komponente und die Doppelbelastung durch Beruf und Kindererziehung schränken sie ein. Doch zahlreiche Unternehmerinnen zeigen bereits, dass Erfolg geschlechterneutral ist und auch Frauen es schaffen können, sich ein Standbein aufzubauen, in dem sie sich verwirklichen können - und das trotz Kind und sozialem Umfeld.

Männer wachsen meist bereits in jungen Jahren mit dem Bewusstsein auf, in der Welt das "starke Geschlecht" darstellen zu müssen, das eine Familie zu versorgen hat. Dem gegenüber stehen Frauen, die sich oftmals alleine um die Erziehung der Kinder kümmern. Viele werden Erzieherin oder Lehrerin, was dem stereotypischen Rollenbild in der Gesellschaft entspricht. Doch gerade in den vergangenen Jahren ist ein großer Wandel erkennbar geworden. Immer mehr Frauen gelangen in Führungspositionen, und auch die Politik wird immer mehr von einer femininen Kultur geprägt. Dass trotzdem immer noch so wenige Frauen den Schritt in die Selbständigkeit wagen oder eine Führungsposition erlangen, liegt vor allem daran, dass durch die unterschiedliche Sozialisierung ein Ungleichgewicht entsteht, das dafür sorgt, dass sich Männer aufgrund ihrer Erziehung mehr trauen und somit entsprechende Positionen einnehmen.

Gerade Frauen werden in Rollen, in denen sie als Entscheidungsträger agieren, oft nicht ernst genommen. Ihre Entscheidungen werden belächelt oder schlichtweg nicht umgesetzt. Das führt dazu, dass sich Frauen viel stärker durchsetzen müssen als Männer. Das Problem hier ist ein gesellschaftliches Denken, das von älteren Generationen nach außen getragen wird und Frauen nahezu ausschließlich als für die Familie und damit verbunden auch für die Kindererziehung verantwortlich sieht. Zwar zeigen die Beispiele wie jene von Mary Barra (CEO bei General Motors) oder Milena Glimibovsk oder Sara Wolf (Gründerinnen des Lebensmittelgeschäfts Original Unverpackt), dass auch Frauen erfolgreich sein können, wenn sie mit Motivation und Ehrgeiz handeln, doch diese Entwicklung ist noch sehr langsam. Je mehr Frauen aber Karriere machen, desto mehr Vorbilder für junge Mädchen entstehen. Außerdem lassen sich so vermehrt die zahlreichen Vorurteile abbauen, dass etwa Beruf und Familie nicht vereinbar wären und es nur einen Weg gäbe.

Nicht nur in beruflicher Hinsicht ist das soziale Umfeld entscheidend für die innere Einstellung. Der Spruch "Zeig mir deine Freunde, und ich sage dir, wer du bist" ist nicht umsonst so weit verbreitet. Das Umfeld fängt jedoch nicht erst dann an, wenn das Elternhaus verlassen wird. Bereits Kinder sollten schon früh in ihren Fähigkeiten bestärkt und Vorurteile zwischen den Geschlechtern abgebaut werden. In der Gesellschaft ist leider immer noch weit verbreitet, dass Kinder, aber auch Erwachsene in ihrem Handeln gebremst werden, indem sie von Freunden oder der Familie erfahren, was sie nicht können. Doch wie soll jemand handeln, dem sein Leben lang nur gesagt wurde, was nicht geht? Ein positiver Aspekt bleibt bei dieser Affirmation oft aus, sodass der kleine Radius, in dem Menschen aufwachsen, auch das Sinnbild ihres Lebens bleibt.

Doch es gibt eine gute Nachricht: Frauen und Männer haben immer die Möglichkeit, ihre inneren Grenzen zu überwinden und anzuerkennen, dass Erfolg und die persönliche Entwicklung ein Geburtsrecht darstellen, das sie jederzeit in die Tat umsetzen können.