Die Frage nach richtig oder falsch ist komplex. Nicht nur moralisch gesehen. Auch in Bezug auf das scheinbar eherne Gesetz. Denn auch das unterliegt Moden.
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In Frankreich erhitzt ein über 200 Jahre alter Gesetzestext die Gemüter. Demnach ist es Frauen untersagt, Hosen zu tragen. Wünschen sie dennoch, "sich wie ein Mann zu kleiden", müssen sie eine Bewilligung einholen. Es ist zu vermuten, dass keine Französin, die heute Jeans oder Anzug trägt, über eine entsprechende Erlaubnis verfügt. Alleine die Pariserinnen brechen also täglich millionenfach das Gesetz. Denn auch wenn die Verordnung zweimalig gelockert wurde und Frauen ausnimmt, die Fahrrad fahren oder ein Pferd reiten, so ist sie nach wie vor in Kraft. Von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit also keine Spur. Frankreich begibt sich damit in Gesellschaft mit dem Sudan, wo Frauen das Tragen von Hosen ebenfalls versagt ist. Tragischer Unterschied: Das Vergehen wird dort mit Peitschenhieben exekutiert.
Die Franzosen wollten mit dem frauenfeindlichen Gesetz Frauen schützen. Und verhindern, dass revolutionäre Amazonen als Männer verkleidet in den Krieg ziehen. Nicht nur Frankreich plant derzeit ein neues Frauen-Kleidungsgesetz - das Burka-Verbot. Es sollte wohl zuerst einmal verstaubte Absurditäten entsorgen. Sonst verlieren neue Verordnungen an Glaubwürdigkeit.