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Frauen in Spitzenpositionen sind immer noch selten

Von Christina Mondolfo

Wirtschaft

Man hört oder liest nicht allzu oft von ihnen, doch es gibt sie - Frauen in Vorstandsetagen oder hohen Führungspositionen. Eine von ihnen ist Astrid Leyrer, Vorstandsvorsitzende des Vorarlberger Wäschekonzerns Huber Holding AG. Österreichs größter Wäschehersteller vereint die Marken Hanro, Skiny, "Huber die Wäsche" sowie die Wäschelizenzen für | Jockey, Escada, Toni Gard und Joop unter seinem Dach.


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Der Bezug zu Bekleidung und Mode wurde der gebürtigen Steirerin sozusagen bereits in die Wiege gelegt: Ihre Eltern, eine "mittelständische Unternehmerfamilie", besaßen in Knittelfeld ein Bekleidungsfachgeschäft. Nach einem Betriebswirtschaftsstudium verschlug es Astrid Leyrer jedoch zuerst zu einem Unternehmensberater nach Frankfurt, bevor sie wieder zurück nach Knittelfeld ins elterliche Geschäft kam.

"Nach einiger Zeit war allerdings eine Neuorientierung fällig - und da kam das Angebot von Palmers, in den Bereichen Organisation, EDV und Warenwirtschaft Verantwortung im Unternehmen zu übernehmen, gerade recht", erzählt Leyrer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Zwölf Jahre war sie beim heimischen Wäscheriesen, rund zehn davon als Vorstand für Marketing und Einkauf. Seit 1. April 2003 hat sie nun bei Huber eine neue Herausforderung gefunden: "Die Internationalität ist sehr reizvoll, und der Handlungsbedarf im Unternehmen macht neue Wege nötig - das erfordert ein gutes Konzept und die entsprechende Dynamik bei der richtigen Umsetzung."

Muss frau ihren Mann stehen?

Auf die Frage, ob sie nun "ihren Mann stehen" muss, meint Leyrer: "Da müsste man die Männer schon sehr gut verstehen und kontinuierlich eine Rolle spielen - das können vielleicht andere, ich kann es nicht." Was macht nun aber die Stärke einer Astrid Leyrer aus? Sie selbst bezeichnet sich als analytischer Mensch, der jedoch auch viel Kreativität einbringt. Neugier und Offenheit gegenüber neuen Dingen sowie Energie und Durchhaltevermögen in der Umsetzung zeichnen sie ebenso aus wie ein breites fächerübergreifendes Wissen, das nicht nur an der Oberfläche bleibt. Wichtig in einem Unternehmen sind ihr gemeinsame Strategien, aber auch Handlungsfreiheit - bei Huber finde sie beides, sagt Leyrer.

Kraft aus der Familie

Das spannende Leben, das sie sich schon als Kind gewünscht hat, hat sie also erreicht. Die Kraft, dieses Leben auch durchzuhalten, gibt ihr die Familie. Besonders ihre beiden Kinder sind ihr Zentrum - doch die Verwirklichung von Leyrers Lebenswunsch hat beiden Seiten viel Verständnis und auch Verzicht abverlangt.

Sie, Leyrer, habe aber immer alle Familienmitglieder in ihre persönliche Lebensplanung einbezogen, und sowohl ihr Mann als auch ihre Kinder hätten ihr zeitliches Engagement in ihren Beruf akzeptiert. Dass es trotzdem nicht leicht war, die beruflichen Positionen zu erreichen, die sie bisher ausgefüllt hat, streitet Leyrer nicht ab: "Die Umwelt hat weniger Erwartungen an Frauen, sie werden daher weniger gefördert und gefordert. Das soziale Engagement von Frauen wird oft nicht oder kaum wahrgenommen. Und ihre emotionale Ausstattung sowie Zurückhaltung werden ihnen oft als Desinteresse ausgelegt. Und natürlich ist auch die Familie eine faktische Beschränkung."

Dennoch glaubt sie, dass es künftig für Frauen etwas leichter wird, in Führungspositionen vorzudringen. Einen hohe Bereitschaft zu Bildung und Weiterbildung, örtliche und zeitliche Flexibilität, Ausdauer und Netzwerke werden aber auch weiterhin eine wichtige Rolle auf dem Weg nach oben spielen. Doch die Maxime von Astrid Leyrer sollte für jeden gelten: "Ich muss mit meiner verfügbaren Lebenszeit verantwortungsvoll umgehen."