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Männer pflegen Netzwerke schon seit Jahrhunderten - zu ihrem persönlichen und beruflichen Vorteil. Frauen sind im networking zumindest ebenso gut, beschränken diese Fähigkeiten aber oft auf private oder karitative Bereiche. Mit der steigenden Zahl von Frauen in Top-Jobs könnte sich das ändern.
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Angelika Kresch konnte nie auf ein Karriere förderndes Frauennetzwerk zurückgreifen. "So etwas gab es in meiner Zeit einfach nicht", erzählt die "Business Woman of the Year" und Geschäftsführerin von Remus. Den Erfolg an der Spitze des renommierten Unternehmens, Weltmarktführer bei Sportauspuffanlagen, verdanke sie ihrer Familie: "Dem Familiennetzwerk, wenn Sie so wollen". Denn Netzwerke habe es schon immer gegeben, auch wenn sie nicht so genannt worden seien. Auf dem Weg nach oben hätten es Männer einfacher. "Niemand erwartet von einem Mann, dass er Kinder und Beruf unter einen Hut bringt", kennt Kresch noch immer aktuelle Rollenbilder.
"Er" könne sich meist voll auf die Karriere konzentrieren, während von einer Frau Rücksicht auf die Familie gefordert werde. Auch Kresch hätte der Kinder wegen auf den beruflichen Aufstieg verzichten müssen, wäre da nicht ihr Mann gewesen. Er sei in den entscheidenden Jahren eingesprungen und habe oft auch ihren Teil an der Kinderbetreuung übernommen.
Die besonderen Herausforderungen, mit denen beruflich ambitionierte Frauen konfrontiert werden, sieht auch Martina Dobringer, Generaldirektorin der Österreichischen Kreditversicherung Coface. "Auch ohne Kind und Familie werden Frauen schnell als karrieregeil abgestempelt, während ein Mann als ehrgeizig gilt", nennt sie ein gängiges Vorurteil. Frauen sollten sich am besten gleich am Beginn ihrer Karriere eigene Netzwerke schaffen.
"Ich hatte immer meine Netzwerke, gute Freundinnen, die auf einer ähnlichen Karrierestufe waren wie ich selbst", erzählt Martina Pecher, Geschäftsführerin von Inzersdorfer. Der Austausch mit gleichgesinnten Frauen habe ihr bei vielen Entscheidungen geholfen. Kontakte zu Frauennetzwerken pflege sie aber keine. "Leider gibt es kein Netzwerk für Geschäftsführerinnen", bedauert sie, gibt aber zu, dass sie sich in einer "gemischten" Gesellschaft wohler fühle.
So sei sie etwa vor einigen Jahren sogar Vorsitzende der "Jungen Industrie" gewesen, einem stark männlich dominierten Netzwerk. "Seilschaften sind wichtig", fasst sie ihren Standpunkt zusammen. Dabei würde aber weniger das gemeinsame Geschlecht zählen, als die gemeinsamen Themen. Ursula Oys, Anwältin und Wien-Präsidentin von Business and Professional Woman Austria (BPW) kann Kresch, Dobringer und Pecher gut verstehen: "Während Männer Netzwerke schon seit Jahrhunderten zu ihrem persönlichen, beruflichen Vorteil nutzen, konnten Frauen in der Vergangenheit nur sehr beschränkt auf solche Kontakte bauen." Wer es dennoch geschafft hat, noch dazu mit Kindern, sei umso mehr zu bewundern. Gleichzeitig wünscht sich Oys mehr Solidarität unter den Frauen. "Bei unseren wirtschaftlich orientierten Frauennetzwerken geht es um die Förderung in der Karriere, vor allem um die Förderung junger Frauen. Da brauchen wir die Beteiligung von etablierten Frauen, besonders von Frauen in Toppositionen."
Bei BPW könnten sich die Mitglieder selbst präsentieren, Know-How und Kontakte entwickeln, die sie über ihre eigene Berufsschiene nicht entwickeln können. "Daraus ergeben sich auch Business-to-Business-Geschäfte, also Aufträge, die aus dem Netzwerk lukriert werden", erklärt Oys. Netzwerk-Themen seien natürlich nicht zuletzt geschlechtsspezifische Fragen wie etwa: "Wie gehe ich mit meinem Dienstgeber um?", "Welche Forderungen kann ich - zum Beispiel in der Schwangerschaft - stellen?", "Welche Teilzeitmodelle gibt es?" oder "Wie manage ich Beruf und Familie?".
"Beruflich engagierte Frauen brauchen Netzwerke auf allen Ebenen" - dieser Überzeugung sind auch Claudia Mischinsky und Michaela Wagner, Geschäftsführerinnen bei der Industriellenvereinigung. Aufgestiegen bei einem - ehemals - klassischen Männernetzwerk plädieren sie gegen eine Beschränkung auf reine Frauennetzwerke. Und letztlich sollten für die Karriere nicht nur Kontakte entscheidend sein, sondern auch die Persönlichkeit und das fachliche Wissen.
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