Die Sozialistin Bachelet übernimmt das Präsidentenamt. | Santiago de Chile. Von einer Wende ist die Rede. Von einer sanften, weiblichen Revolution, wie sie Chile dringend braucht, ausgelöst und getragen von der Frau, die heute, Samstag, das höchste Amt im Staat übernimmt - der Sozialistin Michelle Bachelet, Chiles erster Präsidentin. Die Regierung, mit der die 54-Jährige die Herausforderungen der nächsten vier Jahre angehen möchte, bedeutet einen Paradigmenwechsel im chilenischen Wertesystem.
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Mit neuen Gesichtern und ebenso vielen Frauen wie Männern werde sie regieren, hatte Bachelet im Wahlkampf angekündigt - und sie hielt ihr Versprechen. Aus der zweiten Reihe der Concertación, der Regierungskoalition von Christdemokraten, Sozialisten und Sozialdemokraten, holte sich die Kinderärztin und allein erziehende Mutter die Mehrzahl ihrer Mitarbeiter. Nur zwei ihrer Minister haben eine lange Politikerlaufbahn hinter sich: Innenminister Andrés Zaldivar und Außenminister Alejandro Foxley.
Hinzu kommen parteiunabhängige Experten, die sich schon durch ihre Lebensweise vom politischen Establishment unterscheiden. Sie fahren mit der U-Bahn zur Arbeit und halten ihre Besprechungen am liebsten im Café ab. Zu ihnen gehört auch der neue Finanzminister Andrés Velasco. Die größte Neuerung jedoch ist die streng paritätische Zusammensetzung ihres Teams. Zehn Ministerämter gehen an Frauen, zehn an Männer. Männerdomänen wie die Ministerien für Verteidigung, Wirtschaft oder Energie und Bergbau befinden sich in weiblichen Händen.