"Women Talk Business" mit der "Wiener Zeitung". | Selbstvertrauen und Mut zur Macht als wichtigste Ziele. | Wirtschaft braucht auch das Potenzial der Frauen. | Wien. "Wir können es uns betriebswirtschaftlich und volkswirtschaftlich nicht leisten, auf das Arbeitskräfte-Potenzial der Hälfte der Bevölkerung zu verzichten." Georg Serentschy, Geschäftsführer der Telekom-Regulierungs-GmbH, hält nichts von "Frauenförderung als Selbstzweck".
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Ihm geht es vielmehr darum, jeden seiner 100 Mitarbeiter - egal ob weiblich oder männlich - nach den individuellen Stärken und Schwächen zu beurteilen und dementsprechend zu fördern. Ungeachtet des Geschlechts sorgt er in seiner Firma dafür, dass Familienplanung genauso möglich ist wie beruflicher Erfolg.
Neben der Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat sich am Mittwoch eine Manager-Runde der Frage gewidmet, wie sich Frauen in der "Männerwelt" des Top-Managements zurecht finden können. Zur Podiumsdiskussion "Women Talk Business" waren nach der Tradition der Veranstaltungsreihe vier Frauen und ein Mann geladen. Moderiert haben die Initiatorin Sabine M. Fischer von Symfony Consulting und "Wiener Zeitung"-Chefredakteur Andreas Unterberger.
Zu Beginn der Debatte verwies Diana Zack, Marketing-Mitarbeiterin des Gastgebers Raiffeisen Zentralbank, auf die Schwierigkeit, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen: Die alleinerziehende Mutter ist halbtags in der Firma, am Nachmittag kümmert sie sich um ihre Tochter Sina und arbeitet von zu Hause aus. "Wichtig ist, dass man den Vorgesetzten durch Leistung klar macht, dass es sich ausgeht", so Zack. Aber es müssen auch die Voraussetzungen stimmen: Die RZB hat einen Betriebskindergarten und finanziert Zacks Heimarbeitsplatz.
Serentschy verwies darauf, dass die Familienfreundlichkeit der Chefetagen allein nicht ausreicht. Neben den betrieblichen müssten die technischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen - etwa Väterkarenz - vorhanden sein.
Gerlinde Ondrej, die sich als Mutter dreier Kinder mit einem eigenen Unternehmen selbständig gemacht hat, konterte allerdings: Die meisten berufstätigen Mütter würden von ihren Arbeitgebern kaum unterstützt. Arbeitende Frauen müssten meist "ausschauen wie ein junges Mädchen, denken wie ein Mann und arbeiten wie ein Pferd", zitierte Ondrej einen Spruch aus ihrer Anfangszeit als Unternehmerin.
Neben dem "männlichen Denken" sollte frau auch die männliche Kommunikation beherrschen, erklärte Eva E. Krainz. Die Chefärztin des Heerespersonalamts gehört zu den 1,9 Prozent weiblichen Uniformierten im Österreichischen Bundesheer. Internationale Studien belegen, dass männliche Soldaten durch die Anwesenheit ihrer weiblichen Kollegen stärker motiviert sind, so Krainz. Zudem würden Frauen im Heer zu einer Verbesserung des Gruppenklimas beitragen.
Was die Kommunikation betrifft, könnten Frauen von Männern lernen, meinte Ondrej. "Männer denken geradliniger, sie drücken sich manchmal rüpelhaft aus, aber man weiß immer, woran man ist." Allerdings besäßen Männer weniger Fähigkeit zur Selbstkritik.
Einen Tipp für Frauen im Management hielt Waltraud Langer, Wirtschaftsressort-Chefin der ORF-"Zeit im Bild", parat: "Frauen müssen lernen, nicht immer alles persönlich zu nehmen - man muss zwischen dem Konflikt an sich und der Person unterscheiden lernen." Wichtig ist für sie, keinen Respekt vor der Macht zu zeigen. Und: "Wenn ich das, was ich mache, gerne mache, werde ich immer besser sein als die anderen." Schwierig sei die Umgewöhnung von der Kollegenauf die Vorgesetzten-Ebene. Daher riet Langer dazu, ein Führungsseminar zu besuchen.
Ingeborg Bauer-Kunst, die sich in der RZB - laut ihrer Kollegin Zack "durch eine Betondecke" - zur Vizechefin der Exportabteilung hochgearbeitet hat, verwies darauf, dass die "Luft für Frauen immer dünner wird, umso weiter es hinaufgeht".
Bevor sich die rund 200 Gäste der Veranstaltung dem anschließenden Networking zuwandten, meldete sich aus dem Publikum unter anderem eine junge Kroatin zu Wort: "Ich bewundere die Emanzipation der österreichischen Frauen", sagte sie. In ihrer Heimat sei es noch Gang und Gebe, dass die "Frauen beleidigt sind, wenn ihnen der Mann das Bier nicht zahlt."
Das Fazit des Abends: Auch wenn weibliche Top-Manager immer noch eine Seltenheit sind, wie Moderator Unterberger anhand von Studien belegte, ist es mit dem entsprechenden Einsatz auch für Frauen machbar, luftige Höhen zu erreichen. "Und sollten einem doch einmal die Tränen kommen: Einfach die Pobacken zusammenquetschen", schloss Fischer.
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