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Frauen sind bildungshungriger

Von Nina Flori

Politik

Frauen haben Männer in der Bildung überholt. | Trotzdem geht die Einkommensschere weiter auseinander. | Wien. Frauen haben mehr Interesse an Bildung. Das geht aus dem von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek gemeinsam mit Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Staatssekretär Josef Ostermayer am Freitag präsentierten Frauenbericht 2010 hervor.


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13,80 Prozent der österreichischen Frauen - bereits um ein Prozent mehr als bei den Männern - verfügen mittlerweile über einen Hochschulabschluss. Auch was den laufenden Schulbesuch betrifft, sind Frauen an allgemein bildenden höheren Schulen stärker vertreten. Bereits 60 Prozent der Maturanten sind weiblich. Unter den Lehrlingen beträgt ihr Anteil hingegen nur 34,5 Prozent. Als aktiver als Männer gelten Frauen auch beim lebenslangen Lernen. Lediglich der Anteil an Personen mit ausschließlich Pflichtschulabschluss ist bei den Frauen höher als bei den Männern.

Obwohl Frauen so gut ausgebildet sind wie nie zuvor, geht die Einkommensschere aber weiter auseinander: Für die gleiche Arbeit erhalten Frauen um bis zu 18 Prozent weniger Lohn - laut Frauenministerium einfach, weil sie Frauen sind, denn statistisch erklärbar sei diese Zahl nicht.

Seit 1998 gesunken ist auch das Bruttojahreseinkommen der Frauen gegenüber dem von Männern. Dieser Trend ist dem Ministerium zufolge auf die stark gestiegene Teilzeitquote und die unverändert männliche Dominanz in Führungspositionen zurückzuführen. Die Erwerbstätigkeit der Frauen ist hingegen so hoch wie nie zuvor.

Kein "Halbe-Halbe"

Wenig getan hat sich beim Thema Haushalt: Noch immer werden zwei Drittel der unbezahlten Arbeit von Frauen erledigt. Aufklärungsarbeit und Werbekampagnen führten seit 1992 lediglich zu einer Steigerung der Männer-Partizipation von drei Prozent.

Frauenministerin Heinisch-Hosek meinte am Freitag angesichts der Ergebnisse des Frauenberichts 2010 - der erste wurde im Jahr 1975 von Bruno Kreisky initiiert - man sei bei der Gleichstellung zwar auf einem "guten Weg", es gehe aber noch "viel zu langsam". Sie pochte erneut auf die verpflichtende Gehaltsoffenlegung in Unternehmen und kündigte die baldige Präsentation entsprechender Verhandlungsergebnisse an. Lippenbekenntnisse habe man "bis zum Abwinken gehört", dieser Herausforderung könne nur gesetzlich begegnet werden, so die Ministerin.

Auch für mehr Frauen an der Spitze von Unternehmen - noch immer liegt der Frauenanteil in Führungsetagen bei unter zehn Prozent - könnten nur gesetzlich festgelegte Quoten sorgen. Großen Nachholbedarf ortet Heinisch-Hosek auch betreffend der Situation von Migrantinnen. Erstmals im Frauenbericht 2010 statistisch erfasst, zeigen sich diese als besonders benachteiligt.

Kritisiert wurde die Darstellung der SPÖ im Zusammenhang mit der Frauenpolitik unterdessen von den ÖVP-Frauen. Die SPÖ reklamiere die Frauenpolitik "immer wieder" und "mit voller Absicht" für sich, alle anderen Bemühungen würden "bestenfalls negiert", hieß es in einer Aussendung. FPÖ, BZÖ und Grüne forderten zudem rascheres Handeln ein.