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Dieser Tage werden nicht nur 80 Jahre Frauenwahlrecht und die ersten weiblichen Regierungsmitglieder in Österreich gefeiert. Fünf Jahre nach der Internationalen Konferenz für Bevölkerung und | Entwicklung (ICPD) in Kairo wird auch Bilanz gezogen über das beschlossene Aktionsprogramm "Sexuelle und reproduktive Rechte als Menschenrechte".
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Frauen erfahren "keine billige Abwertung" wie früher, an Bewußtseinsarbeit bleibt aber noch einiges zu leisten, stellte gestern die Vorsitzende des Gleichbehandlungsausschusses im Parlament,
Elisabeth Hlavac, fest. Bei den 15- bis 19-jährigen Frauen sind die häufigsten Todesursachen weltweit Abtreibung und Geburt. An AIDS erkranken doppelt so viele Mädchen als Burschen, der ärmste Teil
der Bevölkerung sind zu 70 Prozent Frauen.
Reproduktive Rechte seien daher als Menschenrechte anzuerkennen und als solche umzusetzen, unterstrich Alphonse McDonald vom UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA). 23 verbindliche Konventionen gibt es, die
wichtigste ist die "Convention for the Elimination of Discrimination Against Women". Die Lösung des Problems könne nicht allein auf quantitative Ziele in der Weltbevölkerung abzielen, sondern die
Frau sei in den Mittelpunkt zu stellen, unterstrich die Obfrau der Frauensolidarität Ulrike Lunacek. "Weg von Zahlen, hin zu Menschen", formulierte es Hillary Clinton. Frau kann nicht auf die ·
freiwillige · Rolle als Mutter reduziert werden.
Als ein Ergebnis der Konferenz von Kairo ist die genitale Verstümmelung an Frauen im Senegal und in Ägypten mittlerweile verboten worden, berichtete Lunacek. Ghana und die Elfenbeinküste haben die
Abtreibung legalisiert. In Peru, wo die Verhütungsmittel gratis abgegeben wurden, sei das Problem schlagend geworden, als von 1995 bis 1997 (wie berichtet) 250.000 Frauen sterilisiert wurden ·
offenbar als Ausweg zur kostenlosen Verhütung.
Facit der evaluierten Ergebnisse seit Kairo auf internationaler Ebene ist: Gerade die Konventionen zugunsten der Frauen würden nach wie vor "unter den Teppich gekehrt" und an einem "schwachen
Umsetzungsmechanismus" kranken, sagte die Politikwissenschafterin Brita Neuhold zur "Wiener Zeitung". Daß Frauen den männlichen Partnern ("mit dem Kampf muß Schluß sein", so Neuhold) nicht
gleichgestellt sind, obwohl sie mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen, liege an der "Spaltung in einen männlichen, öffentlichen Bereich und in eine weibliche, private Sphäre". Aber:
"Kulturen sind veränderbar". Der Gesundheitsbereich und vor allem Bildung ermöglichen Frauen das "Empowerment". Gefordert sind hier auch die Industrieländer.