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Frauen und Technik gelten vielerorts noch als Gegensatzpaar. Dass das schon lange nicht mehr der Realität entspricht, beweist das Wissenschafterinnenkolleg Internettechnologien an der Technischen Universität Wien (Wit).
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Das Wit wurde 2003 ins Leben gerufen, um der Unterrepräsentanz von Frauen im Informatiksektor entgegen zu wirken. Das Projekt wurde mit 2,4 Millionen Euro vom Wissenschaftsministerium und dem europäischen Sozialfonds gefördert. Am Montag feierte das Wit sein fünfjähriges Bestehen und auch seinen Ausklang. Die Projektleiterin Gerti Kappel war sichtlich stolz, auf fünf erfolgreiche und nachhaltige Jahre der Frauenförderung zurückblicken zu können.
Trotzdem hat die TU noch einiges zu tun. Das Wissenschaftsministerium hat bereits vor einiger Zeit ein "gender-monitoring" eingerichtet, das dazu beitragen soll, den Frauenanteil zu erhöhen. Die Durchlässigkeit für Frauen im Technikbereich wird mit dem sogenannten "Glasdeckenindex" gemessen. Dieser liegt an der TU bei 0,34. Angesichts der Tatsache, dass die Glasdecke dicker ist, je weiter der Wert unter Null liegt, ein eher unrühmliches Ergebnis.
Karrieren früh fördern
Das Wit hat aber Schritte gesetzt, um hier etwas zu verändern. Die Maßnahme setzt nicht nur im akademischen Bereich an, sondern bereits bei Schülerinnen ab 10 Jahren. Für diese Zielgruppe veranstaltete das Wit Workshops, um Karrieren im Informatikbereich so früh wie möglich zu fördern. Aber auch am Institut selbst war das Projekt erfolgreich. Acht Doktorandinnen, die ihre Dissertationen im Informatikbereich verfasst haben, beweisen dies. Marion Murzek befasst sich in ihrer Doktorarbeit mit Geschäftsprozessmodelltransformationen. Das klingt kompliziert - und ist es auch. Geschäftsprozesse werden mittlerweile fast ausschließlich mit Hilfe von Informatik dargestellt. Es existieren aber verschiedene Sprachen, die Abläufe visualisieren, die bei vielen Firmen ähnlich ablaufen. Murzek arbeitet an einer automatischen Übersetzung dieser Sprachen, die es ermöglichen soll, die Darstellung von firmeninternen Abläufen in den verschieden Sprachen zu ermöglichen.
Die Vereinfachung des Zugriffs auf Daten ist auch Nevena Stolba ein Anliegen. Sie beschäftigt sich mit der zukunftsweisenden "Evidence-based Medicine" (EBM). EBM versucht auf der Basis statistischer Berechnungen, die bestmögliche Behandlungspraxis zu ermöglichen. Stolba arbeitet an einer Technologie, die EBM fördern kann. Die verschiedenen, hochsensiblen Patientendaten werden derzeit noch von verschiedenen Stellen gesammelt (Ärzte, Spitäler, Sozialversicherungsträger) - aber kaum vernetzt. Stolbas Arbeit soll ermöglichen, diese Daten zu schützen und nutzbar zu machen, um so Behandlungsabläufe zu optimieren.
E-Learning für alle
Sabine Graf dissertiert über E-Learning Systeme. Diese elektronischen Lernsysteme nehmen wenig Rücksicht auf die verschiedenen Lerntypen. Graf hat einen "adaptiven" Ansatz entwickelt, der es ermöglichen soll, ein E-Learning System den Bedürfnissen der Lernenden anzupassen - ohne Zusatzaufwand für die Lehrenden. Das Wit, wie es bisher war, ist zwar zu Ende gegangen, die TU wird es aber als "Women in Technology" weiterführen.