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Laut UNO-Schätzungen werden allein in Europa jährlich 500.000 Mädchen und Frauen zur Prostitution gezwungen - mit 7 bis 13 Milliarden Dollar Gewinn.
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Erfahrungen zeigen, dass in Österreich insbesondere der Handel in die sexuelle Ausbeutung verbreitet ist. Der Verein Lefö hat allein im vergangenen Jahr 251 Opfer von Frauenhandel betreut. Nie zuvor nahmen so viele Frauen die Unterstützung dieser Hilfseinrichtung wahr. Wie viele Frauen und Mädchen tatsächlich in Österreich in die Prostitution gehandelt werden, ist nicht bekannt, doch man kann von einer hohen Dunkelziffer ausgehen. Viele Opfer meiden den Kontakt mit der Polizei, aus Angst vor einer Abschiebung oder der Rache ihrer Händler oder "Besitzer". Der Prostitutionsarbeitsbericht der Task Force Menschenhandel hält fest, dass der überwiegende Anteil registriert arbeitender Sexdienstleisterinnen in Österreich ausländischer Herkunft ist, nämlich 85 bis 90 Prozent. Auch Asylwerberinnen können in Österreich legal als Prostituierte arbeiten, da diese Tätigkeit nicht als "Arbeit" anerkannt ist. Das Team von Herzwerk, einer diakonischen Initiative für Menschen in der Prostitution, nimmt sich seit Jahren mittels Streetwork der Frauen und ihrer Problemen an. Anhand zahlreicher Begegnungen zeigt sich, dass bescheidene 11 Prozent wirklich freiwillige Sexarbeiterinnen sind.
Das Problem des Frauenhandels bedarf einer ernsthaften Bekämpfung seitens des Staates und der EU. Zuzana Piovarova resümiert, dass in Österreich allzu oft die Straftat Menschenhandel nicht als solche erkannt und fälschlicherweise mit "illegaler Prostitution" und "illegaler Migration" assoziiert wird. Die eigentlichen Opfer werden in vielen Fällen kriminalisiert und abgeschoben. Dabei gerät der Schutz der Betroffenen in den Hintergrund. Obwohl diverse Anstrengungen Österreichs in diesem Bereich verzeichnet werden, muss weiterhin ein kritischer Blick auf die Situation der Frauen und Mädchen geworfen werden. Den Opfern gebührt eine angemessene Entschädigung, und die verurteilten Händler müssen angemessene Strafen erhalten.
Der Frauenhandel ist nach wie vor ein weltweit dringend zu lösendes Problem. Die Menschenrechtsaktivistin Lydia Cacho spricht von 1,4 Millionen Menschen, die in die Sexsklaverei gezwungen werden.
Sie werden wie Waren verkauft und weiterverkauft - wie Rohstoffe der globalen Industrie. Universitätsprofessor Jürgen Nautz unterstreicht, dass dabei Frauen nicht nur ihrer Freiheit, sondern auch ihrer Arbeitskraft und ihres Selbstwertgefühls beraubt werden. Er betont, dass Frauenhandel nicht automatisch der Handel in die Prostitution sei, wobei die meisten gehandelten Frauen dennoch in der Sexarbeit landen. Andere Bereiche, in denen man von Frauenhandel spricht, sind beispielsweise das Gastgewerbe oder die Bettelei, wo Frauen neben Männern und Kindern zum Zwecke ihrer Arbeitskraft gehandelt werden. Die weltweite Feminisierung der Armut ist ein wichtiger Grund für die unzählbaren Opfer dieses grausamen und menschenunwürdigen Geschäftes. Solange es der Weltgemeinschaft nicht gelingt, die Armut erfolgreich zu bekämpfen, wird man auch den Frauenhandel nicht gänzlich beseitigen können, denn Armut gilt als fruchtbarer Boden für die moderne Sklaverei.
Lukas Korosec ist Projektreferent der Salvatorianer.