Zum Hauptinhalt springen

Frauenjobs für immer weg

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Wifo-Expertin: Bisherige Arbeitsmarktpakete kommen vor allem Männern zugute. | Ministerium: "Frauen überproportional gefördert." | Wien. Benachteiligen die Arbeitsmarktpakete die Frauen? Bisher seien diese vor allem Männern zugute gekommen, kritisiert Margit Schratzenstaller vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). "Die Arbeitsmarktpakete sehen in keinster Weise die Geschlechterperspektive", sagte die Expertin bei der Diskussion "Hat die Finanzkrise eine Geschlechterdimension?"


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Gender Budgeting, also die Analyse des Budgets mit dem Ziel, die Geschlechtergleichstellung voranzutreiben, habe sich noch überhaupt nicht etabliert - und das, obwohl sie schon ab 2013 auf Bundesebene verpflichtend eingeführt wird.

Frauen zurückholen

Die wahrscheinlich teuerste Maßnahme der Pakete, die Verlängerung der Kurzarbeit, wurde nur zu 16 Prozent von Frauen in Anspruch genommen, so Schratzenstaller.

"Arbeitspolitische Maßnahmen, die auf Männer konzentriert sind, sind kurzfristig gerechtfertigt. Es ist jetzt aber ein Arbeitsmarktpaket für Frauen nötig, um Frauen in den Arbeitsmarkt zurückzuholen." Es sei nämlich wesentlich schwieriger, arbeitslose Frauen zurückzuholen, weil sich viele arrangieren, wenn sie finanziell abgesichert sind - etwa, wenn der Partner arbeiten geht.

Eine Erhebung der Statistik Austria bestätigt das allerdings nur teilweise: Im dritten Quartal 2009 zählten 82.200 Frauen zur sogenannten "stillen Arbeitsmarktreserve"; das sind jene Personen, die binnen zwei Wochen arbeitsbereit wären. Im Jahresabstand ergibt das ein Plus von 1700 Personen - was laut Statistik Austria innerhalb der Schwankungsbreite liegt.

Während in Zeiten der Hochkonjunktur Frauen im Schnitt länger arbeitslos sind als Männer, hat sich das Blatt in der Krise gewendet: Im Vorjahr waren Männer laut AMS-Zahlen im Schnitt 94 Tage auf Arbeitssuche, Frauen nur 92.

Helmut Hofer, Arbeitsmarktexperte vom Institut für Höhere Studien (IHS), bestätigt die Tendenz, dass sich Frauen eher "arrangieren". Aber: "Bisher waren Männer in der Krise stärker von Arbeitsplatzverlust getroffen. Deshalb macht es Sinn, wenn die Maßnahmen auch stärker auf Männer konzentriert sind." Programme, um Frauen langfristig im Arbeitsmarkt zu halten, seien jedoch wichtig - dazu zählt er etwa größere Angebote an Kinderbetreuungseinrichtungen.

Die Anzahl der unselbständig beschäftigten Frauen ist bis vor der Krise kontinuierlich gestiegen. Von 2008 auf 2009 ist sie jedoch gesunken - wenn auch mit 2000 Personen (auf 1,59 Millionen) nur minimal, wie Zahlen des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherung zeigen. In Österreich stehen mit 68,6 Prozent zwar vergleichsweise viele Frauen im Beruf, allerdings gehen 41,1 Prozent nur Teilzeit arbeiten.

Hälfte für Frauen

"50 Prozent der Mittel der aktiven Arbeitsmarktpolitik kommen Frauen zugute", betont Elisabeth Kern, Sprecherin von Sozialminister Rudolf Hundstorfer. Und das, obwohl im Februar 207.000 Männer arbeitslos waren, aber nur 105.000 Frauen. Diese profitierten somit überproportional von den Maßnahmen. Besonders das Arbeitsmarkt- und Qualifizierungspaket, das Anfang 2010 in Kraft getreten ist, fördere Frauen; etwa durch den Schwerpunkt bei der Ausbildung für Gesundheits- und Sozialberufe.