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Frauenplattform für den Frieden gegründet

Von Eva Zitterbart

Politik

Tel Aviv - Mehr als 150 israelische Frauen, jüdische und palästinensische, aus verschiedenen politischen Parteien präsentierten Sonntagabend in Tel Aviv eine erste Frauenplattform für den Frieden.


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Der Tisch auf dem Podium war bedeckt mit einer Patchworkdecke, die das Wort "Frieden" in einer skandinavischen Sprache auf jedem Quadrat wiederholte. Hinter dem Podium saßen Politikerinnen aller Parteien, die links der Mitte im israelischen politischen Spektrum angesiedelt sind - "links" heißt in der israelischen Politterminologie "friedensorientiert" - im Publikum Frauen aus den vielen Initiativgruppen und Friedensworkshops, die im ganzen Land arbeiten. Naomi Chazan, Abgeordnete der links-grünen Meretz-Partei in der Knesset hatte gemeinsam mit den großen Friedensinitiativen "Frieden jetzt" und "Friedensblock" zu dieser Versammlung eingeladen.

Einziger Punkt der Tagesordnung: Einigung der Frauen auf eine politische Plattform, die im beginnenden Wahlkampf in alle Organisationen und Parteien hineingetragen werden soll. Der gemeinsame Nenner lautete: Schluss mit der Gewalt, Rückzug auf die Grenzen von 1967, zwei Staaten für zwei Völker und Jerusalem ist Hauptstadt für beide Staaten. Die einfach klingende Formel ist eine maximale.

Neben Naomi Chazan und ihren Parteigenossinnen Sahava Gal'on und Anat Ma'or, deren Meretz-Partei diese Position schon seit längerem vertritt, saßen Tamar Gozansky, Abgeordnete der kommunistischen Partei, die als einzige eine gemischt jüdisch-arabische Partei ist, Yael Dayan, Knessetabgeordnete mit den Spezialgebieten Frauenrechte und Friedensprozess, Umweltministerin Dalia Itzik und Juli Tamir, Ministerin für Immigration. Tamir war eine von Baraks Sprecherinnen in Camp David. Die Vertreterin der Zentrumspartei, Dalia Rabin, fehlte.

Als Itzik, die als Barak-Vertraute auch im Sicherheitskabinett sitzt, zur ihrer Rede ansetzte, geriet die Versammlung für rund 20 Minuten außer Kontrolle. "Mörder", riefen einige Frauen, "Blutregierung" und "Du hast deine Hand zum Mord gereicht!". Vertreterinnen der extremen Linken und der israelischen Araber, die sich nun auch Palästinenser nennen, versuchten die sozialdemokratische Ministerin zum Schweigen zu bringen. Itzik verließ nach ihrer Rede gemeinsam mit ihrer Amtskollegin Juli Tamir im Protest den Saal - just als die erste palästinensische Rednerin ans Pult trat. Das machte nochmals böses Blut. Zu recht, wie Alice Shalvi, die Doyenne der israelischen Frauenpolitik, ausführte: Politiker sollten nicht nur reden, sondern auch zuhören.

Fast alle der anwesenden Organisationen einigten sich auf die vier politischen Forderungen als eine Art parteiübergreifender Frauenplattform für die in zwei bis drei Monaten anstehenden vorzeitigen Neuwahlen. Für den 29. Dezember ist eine große Frauendemonstration in Jerusalem geplant.