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Dienstagabend ist Hörspieltermin: Arthur Schnitzlers "Fräulein Else" kam in einer Aufnahme des WDR aus dem Jahr 1951 zu Ehren. Käthe Gold war die Else. Else weilt mit ihrer Tante in San Martino di Castrozza in den Dolomiten, nicht weit von dort, wo auch die Gesellschaft um Friedrich Hochreiter im "Weiten Land" urlaubt. Frivol und verzweifelt zugleich geht Else in den Tod. Fast unheimlich, wie lebendig Käthe Golds Interpretation geblieben ist.
Ja, Käthe Gold, die 1907 geborene Wienerin, war in einer deutschen (!) Aufnahme die Else. Und das ist beileibe nicht alles. Die 1997 verstorbene Schauspielerin sprach den Text der Else in jenem als Wienerisch geltenden Fräulein-Singsang, das der Rolle wunderbar angemessen scheint - wenn man Österreicher ist. Vor 50 Jahren haben die Rundfunkverantwortlichen nichts dabei gefunden, ihre Hörer mit fremden Tonfällen zu konfrontieren. Die Deutschen sind in solchen Zusammenhängen auch heute noch großzügiger als wir. Für den Großen ist es wohl leichter, den Kleinen einzugemeinden.
Ö1 hat seine stündlichen Nachrichten reformiert. Zuerst dachte ich, dass es keinen Unterschied macht. Mittlerweile aber wünsche ich mir die alten Nachrichten zurück. Die Redakteure haben vor der Reform die Arbeit des Zusammen- und In-einen-Satz-Fassens für mich erledigt. Jetzt muss ich das selber tun. Überdies lenkt der häufige Sprecherwechsel nur vom Inhalt ab. Irgendwo an einer Universität muss es Studien geben, die belegen, dass man ermüdet, wenn man sich im Halbminutenrhythmus auf eine neue Stimme einstellen muss.