Zum Hauptinhalt springen

"Frech, cool und poppig": Freeride-Skier statt Snowboard

Von Bettina Figl

Wirtschaft

350.000 verkaufte Paar Ski 2012, vor zwölf Jahren waren es noch 900.000 Paar.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Innsbruck. Die Skier in Pflug-Position, der Oberkörper zurückgelehnt, unkoordinierter Stockeinsatz: Steht man nach längerer Zeit wieder auf Skiern, sieht das alles anders als grazil aus.

Doch beim Skisport geht es nicht nur mit den Haltungsnoten, sondern auch mit den Verkäufen von Sportartikeln bergab: Wurden vor zwölf Jahren noch 900.000 Paar Ski pro Jahr verkauft, werden es heuer gerade einmal 350.000 sein, schätzt die Industrie.

Freeride-Skier: Neonbunte Snowboard-Alternative

Der Verkauf von Snowboards stagniert bei 25.000 Stück jährlich, sagt Michael Rumerstorfer, Marketingleiter bei Sport Eybl und Sports Experts. Die "freche, coole, poppige" Alternative für pubertierende 14-Jährige sei nicht mehr das Snowboard, sondern der Freeride-Ski. In neonbunten Jacken machen sie auf diesen Bretteln Tiefschneehänge unsicher.

Ob Freeride, Allmountain, Rennski: Der Trend beim Ski gehe zur Diversifizierung, erklärt Rumerstorfer, und weiter: "Der Tourenski boomt." Nun sind Skitouren an sich nichts Neues, doch immer mehr junge Menschen beschließen, den Berg auf Skiern zu erklimmen. Erleichtert werde das durch immer besseres Material, und teure Liftkarten kann man sich so sparen, nennt Rumerstorfer die Vorteile. "Auch junge Menschen sind gerne in der Natur."

Ebenfalls relativ neu ist "Geocaching", bei dem Schätze via GPS gefunden werden sollen - die Saison dafür sei aber "eher die schneefreie Zeit", so der Marketingchef. Ebenfalls gern gekauft werden Helmkameras, mit denen die Outdoor-Sportler ihre waghalsigen Unternehmungen aus der Ich-Perspektive aufnehmen.

Für den starken Rückgang im Skiverkauf der vergangenen Jahre macht Rumerstorfer den Verleih verantwortlich: Immer mehr Menschen würden für einige Tage im Skigebiet nicht mehr ihr eigenes Equipment verwenden, außerdem macht er den Entfall von Schulskikursen für die Flaute im Handel verantwortlich. Die Branche gibt sich dennoch optimistisch: "Es geht sicher nicht mehr weiter nach unten; dramatische Zunahmen sind aber auch nicht zu erwarten", so Branchensprecher und Atomic-Chef Wolfgang Mayrhofer. Und Fischer-Chef Franz Föttinger spricht von "Schwankungsbreiten, die bleiben". In seinem Betrieb erwartet er für 2012 ein Umsatzminus von rund zehn Prozent.

Dennoch, der heuer recht frühe Wintereinbruch dürfte die Händler optimistisch stimmen: Bei einem schneereichen Winter könne man mit einem Plus aussteigen, bei schlechtem Winter könne das Minus auch entsprechend höher ausfallen, so Föttinger. "Noch ein schlechter Winter wäre nicht ideal", so Head-Chef Bob Koch. In der vergangenen Saison gab es erstmals seit 2000 ein Umsatzminus im Wintergeschäft von 0,2 Prozent.

Die Ski-Verkäufe am Weltmarkt werden sich insgesamt auf 3,2 bis 3,3 Millionen Paar Skier einpendeln, so Mayrhofer. Geschafft habe das die Branche durch Kostenanpassungen und Schließungen von Produktionsstätten - schließlich wurden vor rund zehn Jahren weltweit noch 6 Millionen Paar Skier verkauft.