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In den USA bahnt sich die erste Kandidatur eines bekennenden Homosexuellen für das Präsidentenamt an.
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Dass die USA bereit sind für den ersten afroamerikanischen Präsidenten, haben sie bereits bewiesen. Doch sind sie auch bereit für den ersten schwulen Präsidenten? Fred Karger ist offenbar überzeugt davon, denn der bekennende Homosexuelle will 2012 für das Weiße Haus kandidieren.
Der 60-jährige Polit-Stratege stammt aus dem sonnigen Kalifornien. Dort wurde er unter anderem für seinen Aktivismus gegen "Proposition 8" bekannt, die 2008 durchgeführte Volksabstimmung über die Abschaffung der Homo-Ehe in Kalifornien. Karger gründete die Vereinigung "Californians Against Hate" ("Kalifornier gegen Hass") und machte es sich zur Aufgabe, die heimlichen Großspender ans Licht zu zerren, die den Antrag unterstützten. So veröffentlichte er eine Liste all derer, die mehr als 5000 Dollar für "Proposition 8" gespendet hatten. Besonders hart bekämpfte er die mormonische Kirche, gegen die er wegen nicht deklarierter Spenden erfolgreich Klage einbrachte.
Kalifornien, Homosexuellenrechte, Liberalismus - so weit, so gut. Doch haben die politischen Ambitionen Kargers einen Haken. Er ist nämlich Republikaner und verfügt somit nicht unbedingt über eine seiner Homosexualität gegenüber aufgeschlossene Wählergruppe. Das macht es a priori eher unwahrscheinlich, dass er es eines Tages tatsächlich bis ins Weiße Haus schaffen könnte.
Kargers zweites Problem ist sein bundesweiter Bekanntheitsgrad. Der tendiert derzeit nämlich gegen null. Humor ist, wenn man trotzdem lacht, dachte er sich wohl und taufte seine Kampagne "Fred Who?" ("Fred wer?"). Mit der tourt er derzeit durch die Lande, um sich einen Namen zu machen.
Unterschätzen sollte man Karger auf keinen Fall. Als jahrzehntelanger Chef-Stratege des renommierten Wahlkampfunternehmens Dolphin Group hat er schon Kandidaten wie Gerald Ford, Ronald Reagan und George H. W. Bush ins Präsidentenamt geholfen.
Insidern zufolge wird Karger schon bald mit dem Spendensammeln beginnen. Ziel wird es sein, die etwa sechs Millionen Dollar zusammenzukratzen, die ihm den Weg zu Vorausscheidungen und somit zu medialer Aufmerksamkeit ebnen sollen.
Karger selbst nennt sich einen unabhängigen Republikaner. Seine Strategie: Die konservative republikanische Partei auch für Homosexuelle attraktiv zu machen. Karger hat zwar bereits anklingen lassen, dass er im Wahlkampf auch das Thema Bildung forcieren will, doch das Hauptaugenmerk wird sicherlich den Rechten Homosexueller gelten. Sollte er es also nicht ins Weiße Haus schaffen, so bliebe dennoch etwas auf der Habenseite: Beim wichtigsten politischen Ereignis der USA das Thema Rechte für Homosexuelle propagiert zu haben.