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Alt-Bundeskanzler Fred Sinowatz über seine angeblich kroatische Abstammung, die Verflachung der Politik, die Lust am Wein und die Last des Alterns.
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"Wiener Zeitung": Sie waren der erste burgenländische Bundeskanzler. Haben Sie einen Lieblings-Burgenländer-Witz?Fred Sinowatz: Die Zeit der Burgenländer-Witze ist Gott sei Dank lange vorbei. Mein Lieblingswitz geht aber folgendermaßen: Warum haben die Burgenländer so gerne Kirschbäume?
Warum?
Weil sie so gerne ein Kernkraftwerk bauen möchten.
Die Atomfrage war zu Ihrer Zeit brandheiß.
Na ja, der Witz ist schon ein bisschen älter, die Debatte um Zwentendorf kam erst später. Gut ist auch der: Zwei Burgenländer sitzen in einem Wiener Gasthaus und bestellen ein Essen. Anschließend bittet der eine Burgenländer um einen Zahnstocher, es findet sich jedoch keiner. Darauf kommt ein Wiener, der das Gespräch mit angehört hat, an den Tisch und schnitzt mit seinem Taschenmesser aus einem Streichholz einen Zahnstocher und reicht ihm dem Burgenländer. Darauf sagt der zu seinem Freund: Über die Wiener kann man sagen, was man will, aber technisch sind sie begabt. Heute erzählt aber kein Mensch mehr Burgenländer-Witze.
Vielleicht weil das Burgenland einen so großen Sprung nach vorne gemacht hat!?
Nein, das glaube ich nicht. Das waren ja immer Witze, die es schon länger gab und die auch auf andere Länder anwendbar waren. Etwa der: Warum lachen die Steirer, wenn es blitzt? Weil sie glauben, fotografiert zu werden!
Sie sind jetzt 1988 aus der Politik ausgeschieden. Regen Sie sich noch über politische Fragen auf?
Das ist eine gute Frage. Tatsache ist, dass, obwohl ich mein Leben mit der Politik geteilt habe, in den letzten Jahren mein Interesse an ihr stark zurückgegangen ist. Ich sehe kaum mehr die FernsehNachrichten, erst jetzt fange ich wieder an, Zeitungen zu lesen - ich war ja acht Monate im Spital. Da habe ich im TV lediglich Fußball geschaut, doch auch damit habe ich wieder aufgehört.
Mich überraschen die Aufgeregtheiten und Streitereien der Parteien, die heute an der Tagesordnung sind. Wenn man sich die wirklichen Probleme anschaut, ist das kaum zu verstehen. Früher hatten Streitfragen eine andere Dimension. Ich war zwölf Jahre in der Regierung, aber ich kann mich nicht erinnern, dass sich Politik damals so abgespielt hat. Die Probleme sind in Wahrheit viel kleiner geworden, aber sie werden dramatisiert und aufgebauscht, ja bisweilen sogar von den Medien erfunden.
Nach 13 Jahren SPÖ-Alleinregierung mussten Sie bei ihrem Amtsantritt 1983 wieder mit dem Koalieren beginnen. Warum hat sich die SPÖ damals für die FPÖ und nicht für die ÖVP entschieden?
Dazu muss man sagen, dass die FPÖ des Jahres 1983 eine Partei war, der man zubilligte, in eine liberale Richtung zu gehen. Die Haider-FPÖ gab es damals noch nicht. Die SPÖ hatte damals sehr lange allein regiert, und es stellte sich die Frage, welche Koalition politisch billiger sein würde: die große oder die kleine Koalition. Die SPÖ - allen voran Kreisky - hat sich für die FPÖ entschieden.
Gab es überhaupt Regierungsverhandlungen mit der ÖVP?
Natürlich gab es Verhandlungen mit der ÖVP. Aber dabei hat sich Kreisky so verhalten, dass die ÖVP nach wenigen Minuten wissen musste, dass er gar keine rot-schwarze Koalition haben wollte.
Wie war damals das Klima zwischen SPÖ und ÖVP?
Das sind, waren und werden immer zwei verschiedene Parteien mit verschiedenen Anliegen und Zielsetzungen sein. Diese Tatsache werden wir langsam zur Kenntnis nehmen müssen. Die Beschlüsse für eine Koalition mit der FPÖ wurden damals von der SPÖ mit großer Mehrheit getroffen. Abgesehen davon gibt es jedoch auch immer eine menschliche Seite. Viele in der SPÖ wollten damals nicht mit der ÖVP koalieren, am liebsten überhaupt mit keiner anderen Partei. Vor allem die Jüngeren waren durch die Alleinregierung so geprägt, dass sie jede Koalition abgelehnt haben. Und diese damals jungen Gegner einer großen Koalition sind diejenigen, die heute mit der ÖVP in der Regierung sitzen.
Sie sind promovierter Historiker. Gibt es eine Epoche, die Sie besonders fasziniert?
Faszinieren ist das falsche Wort, immerhin hat meine Generation eine Entwicklung miterlebt wie noch keine zuvor: zwei Weltkriege, von der Monarchie hin zur Republik, vom Vielvölkerstaat hin zum Bundesstaat. Da ist es naheliegend, dass man sich als Historiker nicht mit der Steinzeit befasst. Zeitgeschichte war stets jene Epoche, die mich persönlich am stärksten interessiert hat. Dazu muss man allerdings sagen, dass in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg die historischen Tatsachen verschwiegen wurden. Die größten Schwierigkeiten hatten wir in der Schule bei der politischen Bildung. Damals hatte man das Gefühl, dass die Geschichte mit Kaiserin Maria-Theresia zu Ende gegangen ist. Niemand wollte an die Nazizeit erinnert werden, der Verdrängungswille war zu stark, weil jeder - auch wenn er ideologisch gar nichts mit den Nazis zu tun gehabt hatte - in dieser Zeit hatte leben müssen. Jeder war gezwungen, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Deshalb wollte nach 1945 niemand darüber sprechen, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Das galt auch für das Geschichte-Studium an den Universitäten: Ein Lehrstuhl für Zeitgeschichte wurde erst in den 70er Jahren geschaffen.
Unter Historikern gibt es immer wieder Debatten darüber, wer für den Lauf der Geschichte verantwortlich ist: das Individuum oder die herrschenden gesellschaftlichen Strukturen? Welcher Position neigen Sie zu?
Ich glaube nicht, dass man das so genau trennen kann. Es gibt Zeiten, in denen Personen im Vordergrund stehen, und solche, in denen gesellschaftliche Umstände die Politik prägen. Ich habe in den 70er Jahren die Politik miterleben dürfen, als mit Bruno Kreisky - bei allen Auseinandersetzungen, die es natürlich auch gab - ein großer Politiker den Lauf der Dinge bestimmte. Kreisky war außerordentlich gebildet und in einer Zeit aufgewachsen, die noch von der Monarchie geprägt war. Von daher kam auch seine Vorliebe und außergewöhnliche Begabung für die Außenpolitik. Die Person Kreisky hatte eine außergewöhnliche Bedeutung für die Politikgestaltung in Österreich. Man muss nur bedenken, dass er der erste Staatsmann in Mitteleuropa war, der für die Anerkennung Palästinas eingetreten ist. Zu einer Zeit, als praktisch alles vom Standpunkt Israels aus betrachtet wurde. Die Erschütterungen, die das ausgelöst hat, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Das war auch für ihn schwer, man hat ihm das nie ganz verziehen.
Welche Rolle weisen Sie sich selbst als Politiker und Bundeskanzler in der Geschichte zu: ein Getriebener der Umstände oder ein aktiver Gestalter?
Zuerst einmal war ich einer, der gegen seinen Willen Bundeskanzler wurde. Ich muss das immer wieder sagen. Kreisky hat über so lange Zeit das Geschehen geprägt, dass ich mich - als die Zeit des Wechsels kam - mit Händen und Füßen dagegen gewehrt habe.
Wer wäre denn sonst in Frage gekommen? Kreiskys anfänglicher Kronprinz Androsch war ja bereits in Ungnade gefallen.
Natürlich hat es auch andere Kandidaten gegeben, aber von denen zweifelten viele, ob jetzt ein günstiger Zeitpunkt für sie sei.
Sie haben aus einem Gefühl der Pflichterfüllung gegenüber Ihrer Partei gehandelt?
Ja, das kann man so sagen.
Das Wort "Pflichterfüllung" nahm später, 1986, dann auch Kurt Waldheim für sich in Anspruch, als er seine Taten während der NS-Zeit auf dem Balkan zu rechtfertigen versuchte.
Na ja, nur mit dem Unterschied, dass wir beide unter "Pflicht" Unterschiedliches verstanden haben. Ich habe darunter immer die Loyalität meiner eigenen Gesinnungsgemeinschaft gegenüber verstanden, während Waldheim dieses Wort auf die NS-Zeit bezogen hat. Wobei man natürlich sagen muss, dass er es ungleich schwerer gehabt hat. Er mussteals junger Mann in ein Gebiet, den Balkan, einrücken, das als schwierig gegolten hat.
Waldheim starb im Juni 2007. Sie haben Ihren Rücktritt am Tag nach dessen Wahlsieg bei den Präsidentschaftswahlen 1986 erklärt. Wie sehen Sie heute Waldheim und seine Rolle?
Offensichtlich war die Zeit reif für eine offene Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus: Die Verdrängung hatte nicht mehr die Kraft, diese Debatte zurückzuhalten. Diese Auseinandersetzung bedeutete eine Erschütterung für alle politischen Lager. Unsere Vorgänger, die nach 1945 den Staat führten - Renner, Figl, Raab -, waren Politiker, deren Leistungen bis heute noch gar nicht wirklich herausgearbeitet wurden. In ihrem Interesse, Österreich wiederauferstehen zu lassen, prägten sie das Wort vom "ersten Opfer Hitlers". Das hatte zwar sicherlich teilweise seine Berechtigung, um die Gräben im Land zu überwinden, nur wurde dadurch jede Diskussion über unsere Rolle während der NS-Zeit verhindert.
Die Liste mit offenen Problemen, die Sie bei Ihrem Regierungsantritt vorfanden, war lang: die Debatte über das Donaukraftwerk Hainburg, der Niedergang der verstaatlichten Industrie, steigende Arbeitslosigkeit . . .
Das war ja auch der Grund, weshalb viele meiner Freunde nicht gerade mit Begeisterung das Kanzleramt angestrebt haben. Damals ging es nicht nur um einen personellen Wechsel, sondern auch um eine Zeitenwende - die Probleme kamen nicht einzeln, sondern gebündelt.
Wie konnte es einer Partei wie der SPÖ passieren, dass sie, die zu Beginn der 70er Jahre noch an der Spitze einer gesellschaftspolitischen Reformbewegung stand, zehn Jahre später von diesem Modernisierungsprozess überrollt wurde?
Von jenen Bewegungen, die die 80er Jahre prägten, war zu Anfang der 70er noch keine Spur. Die traten erst in den folgenden Jahren sporadisch auf, etwa im Zusammenhang mit der Zwentendorf-Debatte, und bündelten sich in den 80er Jahren zu einer neuen politischen Bewegung. Das war damals neu, obwohl sich in Wahrheit die Grünen seit damals nicht wirklich weiterentwickelt haben.
Geben Sie den Grünen überhaupt eine langfristige Überlebenschance?
Schauen Sie, wenn man das österreichische Parteiensystem langfristig betrachtet, dann sieht man, dass sich am Ende immer alles auf die zwei großen Parteien, die Sozialdemokraten und die Christlich-Sozialen, zuspitzt. Alles andere spielt sich nur am Rande ab. Es sind die beiden Großparteien, die die politische Entwicklung des Landes bestimmen.
Nach wie vor bestimmt die soziale Herkunft maßgeblich über die Bildungskarriere in Österreich. Daran konnten auch ihre Reformen als Unterrichtsminister nur wenig ändern. Heute streitet die Koalition erbittert über die Gesamtschule.
Politik ist kein punktuelles Ereignis, sondern ein Prozess. Wer glaubt, dass man Chancengleichheit, die ich für das wesentliche Ziel jeder Bildungspolitik halte, von heute auf morgen erreichen kann, muss sich vor Illusionen hüten. In der Zwischenzeit sind ja auch viele vom einen Lager in das andere gewechselt. Ich hab´ immer gesagt: "Kaum hat einer mit Müh´ und Not die Matura geschafft, vertritt er am nächsten Tag die Meinung, sie kann gar nicht schwierig genug sein." Ich bin überzeugt, dass der Weg zu einer gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen gegangen werden wird - nur nicht so schnell, wie manche glauben, und nicht allein durch Beschlüsse der Parteien.
Sie haben einmal erzählt, dass es zu Ihren schönsten Erlebnissen gehört, als Sie 1945 als Jugendlicher von Haus zu Haus gingen, um Mitglieder für die SPÖ zu werben.
Wir müssen uns bei unseren Betrachtungen angewöhnen, den Film zurückzudrehen und uns die damaligen politischen Umstände in Erinnerung rufen. Nach diesem schrecklichen Krieg und der Diktatur, die ja schon 1934 begonnen hatte, war 1945 trotz Not und Besatzung ein Jahr der Hoffnung. Man war der Meinung, dass eine neue Politik möglich sei. Ich bin in einer Gemeinde aufgewachsen - und lebe noch heute hier -, die immer eine starke sozialdemokratische Mehrheit hatte, ein Industriedorf sozusagen. Und dadurch, dass meine Eltern politisch tätig waren, bin auch ich zur SPÖ gekommen. Für meine Generation war Politik damals die Möglichkeit, eine neue Gesellschaftsordnung verwirklichen zu können. Diese gesellschaftspolitische Dimension von Politik, ich will nicht sagen: Vision, ist heute in den Hintergrund getreten.
Bedauern Sie es, dass diese Faszination von 1945 als Stunde Null heute vergangen ist?
Ich möchte nicht mehr diese Auseinandersetzungen, die Österreich damals bestimmt haben. Aber auf einer kulturell vertretbaren, geistigen Ebene halte ich die politische Auseinandersetzung für sehr bedeutsam. Wenn sie nicht stattfindet, besteht die Gefahr einer Verflachung.
Heute werfen viele Menschen den beiden Großparteien vor, Österreich zu fest in der Hand gehalten zu haben. Es waren die Parteien, die zweimal die Republik begründeten. Wirtschaft, Finanzsystem, Medien, ja nahezu jeder Verein war entweder schwarz oder rot. Haben es die Parteien mit ihrem Machtanspruch nicht übertrieben?
Das ist sicher eine berechtigte Frage. Aber prinzipiell halte ich den Umstand für enorm wichtig, dass Menschen ihr soziales Leben in Vereinen gestalten. Das hat leider abgenommen. Ich sehe darin eine der Gefahren unserer Zeit, dass viele Menschen nicht mehr miteinander reden, auch nicht mehr streiten. Das soziale Leben ist die Grundlage des Staates.
Dagegen ist nichts zu sagen. In Österreich haben und hatten dabei jedoch stets die Parteien ihre Finger im Spiel.
Das ist eine Frage der Organisation. Der Einzelne kann nur schwer einen Verein gründen, dazu braucht er andere Menschen, Gleichgesinnte. Natürlich muss man aufpassen, dass man nicht eine ganze Gemeinde parteipolitisch überzieht, aber diese Gefahr ist heute ohnehin gering.
Stimmt es, dass Sie aus einer burgenländisch-kroatischen Familie stammen?
Nein. Vielmehr ist es so, dass meine Urgroßmutter, die Kroatin war, in erster Ehe mit einem Kroaten namens Sinowatz verheiratet war. Mein Urgroßvater war ein Müller aus Schärding, der durch Neufeld kam und hier meine Urgroßmutter kennenlernte, kurz darauf aber nach Galizien weiterzog. Dort hat er erfahren, dass meine Urgroßmutter schwanger geworden war und einen Sohn, meinen Großvater, geboren hatte. Als mein Urgroßvater zurückkehrte, hat er sich des Buben angenommen. Das hat sich in einer Nachbargemeinde zugetragen. Später hat mein Urgroßvater hier in Neufeld eine Bauerntochter geheiratet, die allerdings verhinderte, dass der Bub den Namen seines leiblichen Vaters annahm - sonst müsst´ ich heute Wieninger heißen. Das alles habe ich übrigens erst vor zehn Jahren durch Zufall erfahren.
Sie waren stets dafür bekannt, gerne ein Gläschen Wein zu trinken. Sind Sie dieser Angewohnheit treu geblieben?
Ich trinke nach wie vor jeden Abend ein Glas Wein, aber nicht mehr, denn ich bin alt geworden. Während meiner politischen Tätigkeit habe ich ohnehin genug getrunken. Wenn im Burgenland alle so viel trinken, wie ich einst, dann brauchen die Weinbauern keine Angst zu haben.
Ihr derzeitiger Nachfolger im Bundeskanzleramt ist ja auch ein bekennender Weinliebhaber. Wie sind Sie mit ihm zufrieden?
Der Gusenbauer wird die große Überraschung werden. Weil er lange Zeit unter seinem Wert gehandelt wurde - und weil er, was jetzt immer deutlicher wird, etwas besitzt, das man Standfestigkeit nennt. Deshalb wird er auch die nächsten Wahlen gewinnen.
Fred Sinowatz, geboren am 5. Februar 1929 in Neufeld an der Leitha, fiel das Los zu, in einer schwierigen Übergangszeit zum Bundeskanzler aufzusteigen. Nach dem Ende der Alleinregierung unter Bruno Kreisky nach den Wahlen 1983 trat der "Sonnenkönig" von der politischen Bühne ab. Zu seinem Nachfolger an der Spitze einer kleinen Koalition mit der FPÖ berufen, löste er Kreisky später auch als SPÖ-Vorsitzender ab.Überschattet wurde die Ära Sinowatz von der Waldheim-Affäre, die im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 1986 ins Rollen kam. "profil" beschuldigte den Kanzler, bereits 1985 in einer Vorstandssitzung von der "braunen Vergangenheit" des damaligen ÖVP-Präsidentschaftskandidaten gesprochen zu haben. Sinowatz wurde 1992 rechtskräftig verurteilt. In dem Gerichtsverfahren um die Noricum-Waffenlieferungen an den Iran wurde er 1993 freigesprochen.Zu diesem Zeitpunkt war seine Karriere jedoch bereits lange vorbei: Am Tag nach dem Sieg Waldheims erklärte Sinowatz seinen Rücktritt. Er blieb aber noch bis 1988 SPÖ-Chef und Abgeordneter.Der promovierte Historiker begann seine Laufbahn als SPÖ-Landesparteisekretär - sein erster von ihm organisierter Landtagswahlkampf brachte 1964 die Wende im Burgenland von ÖVP zu SPÖ. Noch im selben Jahr avancierte Sinowatz zum Landtagspräsidenten.1971 erreichte ihn der Ruf Kreiskys in die Bundesregierung als Unterrichtsminister. Er förderte Maßnahmen zur Vermehrung von Chancengleichheit, die Demokratisierung der Schule sowie den Ausbau eines liberalen Kulturklimas. Nach dem Bruch Kreiskys mit Androsch stieg Sinowatz zum Vizekanzler auf.Sinowatz ist Witwer und Vater von zwei Kindern.