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Frei, nicht sorgenfrei

Von Matthias G. Bernold

Wirtschaft

Michael Jackson hat das Schlimmste hinter sich. In der Nacht auf Dienstag wurde er in allen zehn Anklagepunkten freigesprochen. All seine Sorgen los ist Jackson damit nicht: Zwar muss der "King of Pop" fürs Erste nicht hinter Gitter, doch plagen den Sänger, der im Lauf seiner Karriere mehr als 200 Millionen Tonträger verkauft hat, massive Geldsorgen.


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Dass die letzten Wochen das Nervenkostüm des als sensibel geltenden Künstlers erschüttert haben, ist nachzuvollziehen. Die 14 Wochen zähen Ringens zwischen Bezirks-Staatsanwalt Tom Sneddon und den Verteidigern hatten den Sänger sichtlich entkräftet. Nachdem er von der Jury nach siebentägiger Beratung von allen Anklagepunkten - Kindesmissbrauch in vier Fällen, Verabreichung von Alkohol an einen Minderjährigen und versuchter Kindesentführung - frei gesprochen worden war, präsentierte sich Jackson mit starrem Gesicht vor dem Gerichtsgebäude den jubelnden Fans. Versandte einige Kusshändchen und stieg dann wortlos ins Auto, um zurück auf seine Neverland-Ranch zu fahren.

Dass der Superstar sich nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißen ließ, könnte nicht nur an den Strapazen der vergangenen Wochen, sondern auch an Sorgen um seine finanzielle Zukunft liegen. Nicht nur US-amerikanische Entertainment-Experten bezeichnen nämlich die Chancen eines Comebacks als dürftig. Jacksons bisher letztes Album "Invincible" vermochte das Publikum nicht nachhaltig zu begeistern und sein größter Erfolg - das Album "Thriller" - liegt mittlerweile mehr als zwei Jahrzehnte zurück.

Zahlungsunfähig?

Seit dem Jahr 1995 fällt der Superstar vor allem durch seine exzentrische Lebensführung auf, die in drastischem Missverhältnis zu seinen Einkünften steht. "Jährlich gibt Jackson zwischen 20 und 30 Millionen US-Dollar mehr aus als er einnimmt", hatte Wirtschaftsprüfer Duross OBryan Anfang Mai vor dem Gericht in Santa Maria zu Protokoll gegeben. Laut Berichten von "Wall Street Journal" und "Financial Times" ist Michael Jackson fast zahlungsunfähig: 415 Millionen US-Dollar Schulden soll er angehäuft haben. Einer der Gläubiger, die Bank of America, habe einen Teil ihrer Forderungen (kolportiert werden 270 Mio. US-Dollar) inzwischen an den US-Investor Fortress abgetreten. Als Sicherheiten für das Darlehen hat Jackson seine 1985 erworbenen Rechte an den Liedern der Beatles sowie die Abspielrechte seiner eigenen Hits verpfändet. Die Verwertungsrechte dieser Titel werfen jährliche Einkünfte von mehreren Mio. Dollar ab. Das Wert des Rechte-Pakets wird von Branchenkennern auf mindestens 400 Mio. US-Dollar geschätzt.

Überhaupt ist die Krise juristisch noch nicht ganz ausgestanden: Der jetzt 15-jährige Beschuldiger kann sich in den nächsten drei Jahren entscheiden, ob er noch mit einer Zivilklage gegen den Sänger vorgehen will.