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Freier Hochschulzugang bei gleicher Finanzierung - Unis wehren sich

Von Katharina Schmidt

Analysen

Die Universitäten erhöhen den Druck auf die Regierung. Erst zu Wochenbeginn hat die Wiener Wirtschaftsuniversität für das kommende Wintersemester eine Eingangsphase zur Studieneingangsphase angekündigt. Wer in Zukunft Sozial- und Wirtschaftswissenschaften oder Wirtschaftsrecht studieren will, muss ab 1. Oktober zuerst vier Prüfungen schaffen, bevor er überhaupt einmal zu den Lehrveranstaltungen der Studieneingangsphase zugelassen wird.


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Die Uni Klagenfurt greift nun zu noch drastischeren Mitteln: Weil man dort den Ansturm an Psychologiestudenten nicht mehr bewältigt, will man überhaupt für zwei Jahre gar keine Erstinskribenten mehr für die Psychologie zulassen.

Die Situation ist an beiden Universitäten ähnlich: An der WU kommt ein Professor auf 320 Studenten, in Klagenfurt müssen sich fast 340 Psychologiestudenten einen Professor teilen. Während die Psychologie trotz bestehender Zulassungsbeschränkungen in diese Notlage geraten ist, hat die WU im Frühjahr versucht, überhaupt einmal Zugangsbeschränkungen zu bekommen - erfolglos.

Der Griff der Universitäten zur Selbsthilfe ist mehreren Faktoren geschuldet: Zum einen sind die Bestimmungen für Zulassungsbeschränkungen äußerst rigide. So können diese nur dann beantragt werden, wenn sich österreichweit alle Universitäten, die ein bestimmtes Fach anbieten, zusammentun und einen Antrag stellen. Dabei muss es sich um ein Fach handeln, in dem in Deutschland der Numerus Clausus gilt, außerdem müssen die Studienbedingungen "durch die erhöhte Nachfrage ausländischer Studierender (.. .) unvertretbar" sein. Bedingungen, die nur wenige Fächer, etwa Psychologie und Publizistik, erfüllen. Damit ist der Studienzugang in Österreich in den meisten Fächern nach wie vor frei. Außerdem ist er seit den Beschlüssen des 24. September 2008 auch noch in den meisten Fällen kostenlos.

Mehr Geld bekommen die Unis - trotz eines gegenteiligen Bekenntnisses der Regierung - aber nicht. Stattdessen hat die Koalition bereits angekündigt, die Uni-Budgets ab 2013 einzufrieren.

Kein Wunder also, dass die österreichischen Universitäten in internationalen Hochschulrankings meist unter "ferner liefen" gereiht sind. Und kein Wunder also, dass die Universitäten in dieser Situation nicht mehr länger tatenlos zuschauen wollen.

Auch der Wissenschaftsministerin sind die Hände gebunden: Beatrix Karl ist nichts anderes übrig geblieben, als der WU und der Uni Klagenfurt "Verständnis" entgegenzubringen. Denn jegliche Ankündigung einer Studienplatzbewirtschaftung (verbunden mit Aufnahmeregeln und Gebühren), wie sie die Rektoren seit Jahren fordern, ruft sofort den Protest von SPÖ und Hochschülerschaft hervor. Die heilige Kuh freier Hochschulzugang darf nicht geschlachtet werden. Mit dem Ergebnis, dass nun die Unis selbst zum Schlachtermesser greifen.

Siehe auch:Wegen Überfüllung geschlossen