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Freiheit für Uber & Co!

Von Christian Ortner

Gastkommentare
Christian Ortner.

Warum es eine ganz schlechte Idee wäre, würde der Verkehrsminister in den Wettbewerb zwischen Taxis und Fahrtendienst eingreifen.


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Wer regelmäßig mit den Limousinen des Fahrtendienstes Uber unterwegs ist, fragt sich früher oder später, warum es in Wien (oder den Landeshauptstädten) überhaupt noch herkömmliche Taxis gibt. Denn Uber bietet schlicht und einfach das deutlich überlegene Produkt an: in aller Regel komfortablere und sauberere Autos, freundlichere Fahrer, Abrechnung über Apps und Kreditkarte - und all das zu einem günstigeren Preis als die Taxler. Wenig überraschend ist, dass Uber in Wien deshalb in den vergangenen Jahren erhebliche Marktanteile gewonnen hat, natürlich auf Kosten der Taxis. Das ist gewiss betrüblich für die Taxiunternehmer, weitgehend aber selbst verschuldetes Unglück. Wer jahrzehntelang unter Innovation ausschließlich immer dreistere Preiserhöhungen versteht, sollte sich nicht allzu sehr wundern, wenn irgendwann ein Wettbewerber seine Chance nutzt. Und der Kunde massenhaft zu diesem Wettbewerber und seinem attraktiven Angebot flieht. Man nennt das "Marktwirtschaft"; ein Begriff, den die Taxler freilich so sehr lieben wie eine verschärfte Betriebsprüfung durch das Finanzamt.

Eine vernünftige Wirtschaftspolitik fördert diesen Wettbewerb; zum Nutzen der Kunden, die ja frei zwischen Taxi und Uber wählen können, und letztlich natürlich der ganzen Volkswirtschaft, deren Effizienz durch diesen Wettbewerb steigt. Daher ist es eher beunruhigend, dass Verkehrsminister Norbert Hofer erklärt hat, Uber stärker reglementieren zu wollen, und sich dabei der Diktion der Taxi-Lobby bediente. Sollte das so weit führen, dass Uber faktisch aus dem Markt gedrängt wird, würde Hofer dem Wirtschaftsstandort, den Konsumenten und dem ohnehin recht anämischen Verständnis für Marktwirtschaft und Wettbewerb hierzulande einen ausgesprochen schlechten Dienst erweisen. Was dann passiert, kann man in Budapest studieren. Dort wurde Uber gesetzlich derart schikaniert, dass der Betrieb eingestellt wurde. Seither haben die Taxis wieder ihr Monopol zurück - und schon steigen die Preise heftig an, ohne dass sich am Service irgendetwas verbessert hätte.

Wie Gesetzgeber mit Uber (und anderen vergleichbaren neuen internetbasierten Diensten) verfahren, hat in sehr hohem Ausmaß auch symbolische Wirkung; und deshalb wird Hofers Entscheidung für oder gegen Uber auch ein deutliches Signal weit über den Wiener Taximarkt hinaus sein. Denn ob Österreich seinen Wohlstand unter den Bedingungen der globalen Digitalisierung aufrechterhalten kann oder nicht, wird unter anderem stark vom Mindset abhängen, mit dem wir mit diesen disruptiven Technologien umgehen. Also: Ob wir diesen Technologien offen entgegengehen, um sie optimal für uns zu nutzen - oder ob wir ängstlich zurückweichen und uns in einer hilflosen Abwehrhaltung verheddern, die nichts bringt außer Wohlstandseinbußen. Die Causa Uber taugt da bestens als Lackmustest, um die Haltung der neuen Bundesregierung in dieser Frage gut sichtbar zu machen. Sich in einer wichtigen Frage auf die Seite jener zu schlagen, die zum Schaden aller verteidigen wollen, was nicht mehr zu verteidigen ist, stünde freilich einer Regierung schlecht zu Gesicht, die mit dem Anspruch angetreten ist, "Veränderung" zu ihrer Maxime zu machen.