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Freiheit ohne Zwänge?

Von Manisha Jothady

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Noch vor 20 Jahren feierte die Kunstwelt einen neuen, jenseits geografischer und kultureller Grenzen agierenden, nomadischen Künstlertypus. Seit der Jahrtausendwende aber stehen wieder nationale Labels und regionale Zuordnungen hoch im Kurs: erst Afrika, dann Russland und der Balkan, dann die Hysterie um die Malerei der Neuen Leipziger Schule, gefolgt vom China-Boom und dem Indien-Hype.


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Aktuell stürzen sich die Auktionshäuser auf die zeitgenössische Kunst aus den arabischen Ländern und prognostizieren deren Aufschwung. Ein Vorläufer solcher Kategorisierungen ist die bekannte Erfolgsgeschichte der Young British Art. Unter der Regie des Werbe-Tycoons und Kunstmäzens Charles Saatchi wurde eine Generation britischer Künstler in den 90ern schlagartig berühmt.

Vor dem Hintergrund einer globalisierten Gegenwart muten solche Ordnungsmuster reichlich überflüssig an. Ist zeitgenössische Kunst, woher auch immer, so orientierungslos, dass es dieser Herkunftsetiketten bedarf? Wohl kaum. Vielmehr werden Künstler mit dem Exotenbonus versehen, damit sich ihre Arbeit wie ein Pop-Exportschlager vermarkten lässt. Unter welchen Druck sie angesichts dieser Entwicklung geraten, spiegelt sich nicht selten in Werken wider, die nur allzu offensichtlich den Erwartungshaltungen eines ganz bestimmten Publikums entgegenkommen.