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Freiheit und Wohlstand

Von Reinhard Göweil

Leitartikel

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Die Mittelmeerunion war eines der Lieblingsprojekte von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy. Sie wurde von der EU 2008 ins Leben gerufen, um den Kontakt in die angrenzende arabische Welt zu vertiefen. Ihre kurze Geschichte ist eine Geschichte der Fehlschläge und unerfüllten Versprechen.

Finanzielle Mittel blieben aus, vereinbarte Treffen fanden nicht statt. Mangels Einigkeit im Nahost-Konflikt blieben gemeinsame Erklärungen aus.

Ägypten ist frei - nicht wegen, sondern trotz der europäischen Politik.

Mehr Einsatz für die Freiheit der Menschen hätte der "europäischen Wertegemeinschaft" gut zu Gesicht gestanden. Es war bisher eine mehr oder minder lückenlose Fortsetzung kolonialer Fehler. Diese Fehler rächen sich, US-Präsident Obama fand am Freitag abend klar und deutliche Worte. Bei Energie, Migration und Handel wollte eigentlich die EU-Mittelmeerunion Lösungen bieten. Wollte. 2029 wird die arabische Welt - ohne Türkei und Iran - mit 500 Millionen Menschen so viele Einwohner haben wie Europa. Heute sind es 350 Millionen, darunter sehr viele junge Menschen. Sie fordern für ihre Zukunft, was Europa geschafft hat: Freiheit und Wohlstand.

Die Völker Ägyptens, aber auch Tunesiens, haben sich die Freiheit selbst erkämpft. Menschen starben dafür, Millionen gingen auf die Straßen und ließen sich nicht vertreiben. Ihnen gebührt unser Respekt. Obama erwies ihnen diesen Respekt.

Es ist nun auch die Pflicht der EU, den kommenden politischen Dialog nach Kräften zu unterstützen und den Wohlstand in den Mittelmeerländern zu heben. Dazu gehören Bildungsangebote genauso wie die Finanzierung von Infrastruktur und der Ausbau von Investitionen. Das ägyptische Volk hat deutlich gesprochen, nun muss die Welt die Ärmel aufkrempeln. Wie 1989.