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Freiheitlich ist mehr als nur ein Name: Es geht um das Erbe der Haider-FPÖ

Von Walter Hämmerle

Analysen

Ein Scheidungskrieg ist eine komplizierte Angelegenheit. Die Aufteilung der materiellen Güter ist dabei, wie sich nun bei FPÖ und BZÖ wieder zeigt, noch die geringste Herausforderung. Ungleich schwieriger gestaltet sich der Umgang mit der gemeinsamen immateriellen Vergangenheit, als da sind: Name, Parteifarben, Design und - last, but not least - die politischen Botschaften.


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So gesehen war das gespaltene dritte Lager einer Wiedervereinigung nie so nahe wie im nun anlaufenden Wahlkampf: Sowohl FPÖ wie auch BZÖ wollen mit dem Namenszusatz "freiheitlich" in ihrer Listenbezeichnung antreten; dass orange einst zum neuen Markenzeichen des BZÖ hätte werden sollen, ist längst vergessen - ein sattes Blau prangt wieder von allen Plakaten.

Auch beider Themen gleichen einander wie ein Ei dem anderen - mit dem einzigen Unterschied, dass das BZÖ eine erneute Regierungsbeteiligung dezidiert anstrebt, während die FPÖ genau das kategorisch ausschließt. Sogar die Spitzenkandidaten Westenthaler und Strache präsentieren sich in identen Rollen: Beide geben für ihr Publikum den jugendlich-dynamischen Politrebellen mit harter Schale (in Ausländer- und Sicherheitsfragen) und weichem Kern (wenn es um den sprichwörtlichen kleinen Mann geht).

Natürlich steckt hinter diesem Verwirrspiel Absicht. Die FPÖ Jörg Haiders in ihrer Hochblüte während der 90er Jahre ist nun einmal die einzige freiheitliche Marke, die es ins politische Tiefenbewusstsein der Wähler geschafft hat.

Das Problem dabei ist: Diese - im übrigen längst mythologisierte - Bewegung existiert nicht mehr. Doch ihre Anziehungskraft lebt ungebrochen fort - bei Funktionären genauso wie bei potenziellen Wählern. Und deswegen setzen sowohl die Strache-FPÖ wie auch das Westenthaler-BZÖ alles daran, sich selbst als legitimen Erben, den jeweils anderen jedoch als unehelichen Bastard der einst strahlenden Partei darzustellen. Das BZÖ kann zu diesem Zweck Jörg Haider vorweisen, die Blauen den Namen FPÖ.

Vor diesem Hintergrund gewinnt auch der für viele bizarr anmutende Streit um die Namensbezeichnung "freiheitlich" einen rationalen Grund: Der Begriff hat bei den Wählern des dritten Lagers noch immer einen guten Klang, die zahllosen politischen Havarien der vergangenen Jahre konnten ihm nichts anhaben. Mehr als alle handelnden Personen steht der Begriff für eine politische Alternative zu schwarz-rot-grün.

Und genau deshalb scheint das BZÖ um keinen Preis gewillt, der Strache-FPÖ das Monopol auf dieses Attribut zu überlassen. Daraus kann man schließen, dass der Versuch, das BZÖ als Marke zu etablieren, gescheitert ist. Haider war es vorbehalten, das als erster zu realisieren - das BZÖ nannte sich im südlichsten Bundesland von Beginn an "die Freiheitlichen in Kärnten". Im letzten Moment hat nun auch die Bundespartei nachgezogen. Ob das rechtens ist, werden wohl die Richter entscheiden.